Neue Besen kehren gut

Geschichten über Spieler- und Nichtspieler-Charaktere des VSWR-Universums
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Gast

Beitrag von Gast » Donnerstag 25. September 2003, 21:29

"Sir, Ihr Shuttle ist gerade im Haupthangar gelandet."

Der Angesprochene stand, mit hinter seinem Rücken verschränkten Armen, an einer Sichtluke und blickte wortlos ins All hinaus. Er verharrte in dieser Position, beobachtete die nahen Silhouetten der anderen Schiffe der Streitmacht die Sullust erobern sollte. Ohne Reaktion beobachtete er wie es immer wieder zu kleineren Explosionen an Bord der schwer angeschlagenen Schiffe kam, und er sah wie sich andere Schiffe, schwer oder tödlich verletzten Tieren gleich, langsam dahinschleppten. Ein intensiver, greller Lichtblitz zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und schließlich nickte er leicht.

"Haben Sie ein Omega-Team an Bord, Rear Admiral?" Die Stimme des FM, noch von keinem als besonders angenehm eingestuft, klang müde.

"Aye, Feldmarschall. Wir hatten hier einige Teams, die allerdings vor dem Angriff auf die anderen Schiffe verteilt wurden. Ein Team war aber an Bord der "Deturbator" stationiert." Die Ohren Canticor's waren eng an seinen Kopf angelegt, und er versuchte einen Ton zwischen Fleiß und Gleichgültigkeit zu treffen.

"Ich nehme dieses Team mit." Nor dreht sich jetzt um und warf einen prüfenden Blick über die Brücke.

Das Schiff hatte während der Schlacht selbst Treffer einstecken müssen, doch die sichtbaren Spuren waren zumindest hier, auf der Brücke, nicht mehr existent.

Nor fixierte einen Commander, der wie der Rest der Crew krampfhaft versuchte nicht aufzufallen, ging langsam drei Schritte auf ihn zu und fragte mit lauter, durch die vorher herrschende Stille schien diese noch verstärkt, Stimme:

"Commander...wie hat Ihnen das Schauspiel gefallen?"

Der Offizier zuckte leicht zusammen, drehte sich aber sofort um, nahm Haltung an und meinte "Sir, es war ein Debakel, Sir."

Nor erachtete es nicht nötig eine Antwort zu geben und ging langsam, aber zielstrebig auf den Brückenausgang zu. Auf halbem Weg blieb er stehen, blickte zu Canticor zurück. Er sprach laut über die Schulter:

"Sie haben Freigabe für Operation Cleansweeper. Der gesamte IR-Zweig. Und deren Familien, Freunde wenn nötig Nachbarn. Ich will Antworten und ich will Exempel statuieren. Beginnen Sie sofort damit. Wenn Sie damit fertig sind, und ich rate Ihnen es perfekt zu machen, wenden wir uns unserem neuen Lieblingsfreund zu...Pellaeon."

Ohne auf die Bestätigung Canticor's und das Salutieren aller Anwesender zu achten ging er weiter auf den Ausgang zu. Die Wach-STs nahmen Haltung an, als er sie passierte. Und für einen Moment sahen die Helme der STs wie grinsende Totenköpfe aus.

Canticor
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Beitrag von Canticor » Freitag 26. September 2003, 18:12

Das Brückengeländer fühlte sich kalt an.
Canticor schaute auf seine, das Geländer umfassenden Hände und stellte fest, dass er zum ersten Mal dass er sich erinnern konnte, die Handschuhe für einen Moment ausgezogen hatte.
Der Feldmarschall des Kaisers hatte soeben die Brücke verlassen.
Ein Lächeln verunzierte die bleichen Züge des Nichtmenschen, als er aus dem Fenster auf die sich zurückziehenden Schiffe starrte.
Er würde die Eröffnungsworte seiner Beförderung nicht vergessen.
"Niederlage? Verlust? Da wagen Sie es überhaupt, mir unter die Augen zu treten?"

Der Admiral runzelte die Stirn. Fürwahr, die Worte seines ersten Offiziers hatten die Lage treffend beschrieben. Ein Debakel für die imperiale Flotte.
Aber von einer Niederlage profitierte immer jemand, und das musste nicht zwangsläufig die nominelle Gewinnerseite sein.

Die verborgene Ironie entlockte dem neuen Admiral ein Schmunzeln.
Mitten im Gefecht hatte die "Deturbator" das Z-Manöver ausgeführt.
Es basierte darauf, dass man Rettungskapseln auf ein Feindschiff abfeuerte, die Kurs auf das Schiff nahmen und unerbittlich weiterflogen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
Der Trick dabei war, dass einige dieser Kapseln mit Sprengstoff gefüllt waren und andere mit Gefangenen oder Zivilisten, was den Kommandanten stets vor die Entscheidung stellte, sein Schiff vor schweren Schäden zu retten, oder Zivilisten zu ermorden.

Das war das gute, wenn man gegen die NR kämpfte.
Sie wählten immer die erste Variante.

Die Nightingale war schwer beschädigt worden und hatte noch ein spezielles Geschenk, eine rote Rettungskapsel, die stetig verkündete was sie enthielt, nämlich eine spezielle Geisel für den ersten Offizier des Schiffs, an Bord genommen. Der Sternenzerstörer hätte ihr innerhalb weniger Minuten dank diesem Manöver den Todessstoss versetzen können, wenn nicht das Imperial Remnant auf den Plan getreten wäre.

In dieser Hinsicht hatte Nor Recht. Niemand hatte auch nur im Entferntesten damit gerechnet, dass Pellaeon die Republik auch nur einen Tag unterstützen würde und nun ergaben die ersten Analysen, dass sich mindestens für Monate ein brückliger Waffenstillstand herausgestellt hatte.
Der Kommandant des Sternenzerstörers gab einem Bediensteten einen Wink, woraufhin dieser die Datenkarten, die eben fertiggestellt worden waren, zur "Geschäftsstelle", einem Raumkomplex nahe der Brücke, brachte, wo ein Arbeitsstab aus Geheimdienstoffizieren sie in Marschbefehle zur Säuberung umsetzen würde.
Das Level der Grausamkeit konnte man sich leicht erdenken. Der gesamte Spionage und Undercover-Flügel der imperialen Geheimdienste, die i Bereich des Remnants arbeiteten, würde ausnahmslos ersetzt werden. Doch dazu musste der alte, ineffiziente, erstmal verschwinden.
Dann konnte man dort wieder vernünftig arbeiten und sich aktiv mit der Auslöschung der verblendeten Altimperialen befassen. Der Weg zum Sieg über das Remnant führte über Admiral Pellaeon.

Pellaeon...
...Canticor hatte mit ihm gesprochen, am Tag der Niederlage. Ein Auffrischen alter Bekanntschaften konnte nur von Vorteil sein.

Vor allem, wenn es dem Ziel galt, Zeit zu schinden. Das Grinsen wurde breiter, was von den Crewmitgliedern, die es sahen mit einem rasch verborgenen Stirnrunzeln quittiert wurde, angesichts der Tatsache dass vor dem Fenster gerade ein angeschlagenes imperiales Trägerschiff vorbeitrieb.

Während dem Hologespräch mit dem abtrünnigen Admiral hatte die Deturbator weitere, vorbereitete Spezialrettungskapseln, nicht präpariert mit Sprengstoff sondern mit viel wichtigerem, menschlichem "Material", aus dem Hangar abgeschossen, was in der Hektik der Schlacht und durch das überraschende Auftauchen von Pellaeon sowie einer Ablenkung seiner Brückenbesatzung durch das Hologespräch hoffentlich unbemerkt worden war.

Die NR Schiffe in der ihrer näheren Umgebung sowie die Schimäre selbst hatten, dafür hatte der Kurs der Kapseln gesorgt, mehrere Rettungskapseln geborgen die entweder republikanische oder zivile Kennungen trugen, die sich durch das Schlachtgetümmel kaum zurückverfolgen liessen, so dass ein hilfsbereiter und verantwortungsvoller Kommandant keinen Grund sah, sie nicht aufzunehmen und auch bei näherer Überprüfung nicht feststellen würde, welche "Kriegsopfer" er sich da an Bord geholt hatte.

Die Brückencrew schaute kollektiv hoch, als der großgewachsenen, nun wieder mit zwei Ohren ausgestatteten Gestalt vor dem Fenster ein kurzes, meckerndes Lachen entfuhr und rasch wieder angestrengt auf ihre Konsolen, als der Admiral sich auf dem Absatz umdrehte und die Brücke mit einem manisch wirkenden Grinsen und einem Funkeln in den Augen zackigen Schrittes über den Steg über dem Brückengraben verliess.

Kurz vor der aufzischenden Tür, die den Admiral mit Licht vom Flur überschüttete, hielt er inne und blickte zurück.
Er zog seine Handschuhe über und nickte der Crew aufmunternd zu.
Zu Palpatine mit Pellaeon und seiner verdammten Großherzigkeit.
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