Stundenlange Sekunden

Geschichten über Spieler- und Nichtspieler-Charaktere des VSWR-Universums
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Gast

Beitrag von Gast » Montag 10. November 2003, 23:21

Der Korridor des angesprochenen Hochhauses...

"Ja, genau, bringen sie einen Gleiter in die Nähe der Fenster. Ich meine, man weiss ja nie was uns erwartet. Natürlich soll er nicht direkt vor dem Fenster schweben, er soll nur unauffällig in Schussreichweite sein." Avnet war besorgt um die Sicherheit. Eigentlich komplett schwachsinnig, denn ein Sprung aus dem Fenster wäre der sichere Tod, und falls Kolmar sich tatsächlich aus dem Fenster irgendwo hinhangeln wollte, hätte er schon Saugnäpfe an seinen Händen haben müssen. "Spielt keine Rolle." sagte Avnet zu sich innerlich. Langsam näherte sich der kleine Trupp der Tür. XY-K21, XY-K22, XY-K23. Grau in grau präsentiere sich die Szenerie. Avnet griff in seine Uniform und holte eine Universalkarte raus, um das Quartier zu öffnen. Der Höflichkeit halber klopfte er jedoch vorher an, schließlich sprach er mit einem Commander.

Das Quartier des Delinquenten

Verdammt, aus dem Glas zum Beruhigen war eine Flasche geworden. Ich muss hier weg. Bin zu angeschlagen, wenn das einer von den kleinen Blutsaugern sieht bin ich dran. Muss die Beweise vernichten, zu klarem Kopf kommen. Mir gehts nicht gut. Der Boden erscheint mir nicht mehr wie gepflegter blauer Teppich, sondern eher wie blauer Treibsand, der langsam meine Waden hochkletterte, und mich festhielt. Mein Oberkörper ist zu schwer, sacke zusammen..."Autsch !" Reibe mir die schmerzende Nase, und spüre die Tränen wie sie langsam mein Gesicht runterlaufen. Ich rappel mich auf, spüre einen Schatten am Fenster. Oder war es nur mein Augenlid ? Fühle mich wie ein Säugling. *Klopf Klopf* "Mr. Kolmar ? Hier spricht Captain Avnet vom Justizministerium. Es gibt hier eine Angelegenheit, nur ein bisschen Papierkram, aber..." Beim Imperator. Ich wurde verraten. Verzweifelt suche ich meinen Blaster, aber die Welt hatte sich mittlerweile in ein vierteiliges Abziehbild einer wahnsinnigen Realität verwandelt. "Ja..äh..Moment.."

Draußen auf weiter Flur...

"...nur ein bisschen Papierkram, aber sicherlich nichts Ernstes. Wohl nur eine Verwechslung." langsam versuchte Avnet den Commander herauszuholen. Er wusste das die imperialen Offiziere für ihre exzentrischen Anfälle berühmt waren, aber scheinbar war Kolmar kooperativ. "Ja...äh..Moment.." Der Captain atmete durch. Kein Geschreie oder Gebrülle. Nun müsste er nur noch warten. "Meine Herren, senken sie ihre Blaster, richten sie sie nicht auf den Mann. Wir wollen nicht unsere eigenen Leute anschiessen." Die Justice Trooper bestätigten durch ein Nicken. Jaja..."Einen Moment." Wie oft hatte er das schon gehört. Das Höchste waren dreißig Minuten, ein Navy VAdm dem man exzessiven Drogenmissbrauch nachsagte, es letztendlich aber gut vertuschen konnte. Stattdessen aber öffnete sich nach kurzer Zeit schon die Tür des Quartiers und vor ihnen stand ein deutlich angeschlagener Kolmar, in einer frischen, sauberen Uniform, aber mit einem zerknitterten, abgenutzten und Bartstoppeln bewährtem Gesicht.

Ich musste mich dem stellen. Wusste, das ich absolut schlecht aussah, aber das spielte für mich keine Rolle. Ich hatte die Flaschen schnell unter das Bett gerollt, zumindest die, die ich klar erkennen konnte. Verkrampft krallte ich mich in den Rahmen der Tür, merkte wie das Metall unter meinen dreckigen, fast schwarzen Fingernägeln knirschte und die Männer mich verdutzt ansahen. Wieviel waren es überhaupt ? Ich erkannte deutlich eine Navy Uniform, und jede Menge weisser Rüstungsteile. Zwei ? Vier ? Sechs ? Keine Ahnung. Mein Geist war gefangen und ausgeliefert an eine Droge, die über meinen Körper schon längst Besitz ergriffen hatte. Ich fragte mich wie lange ich noch die Fassung halten konnte.

"Was gibt es ?" leicht wankend bat ich um Auskunft. Der Navy Mann, Avnet war glaube ich sein Name, blickte mich durchleuchtend an. Vermutlich ein Schreibtischhengst. "Ähh, jaa, Mr. Kolmar. Sie sehen nicht gut aus ? Sind sie krank ? Können wir ihnen helfen ?" In deutlicherem Ton wiederholte ich meine Frage: "Was - gibt - es ?" Ein leichter Schluckauf kroch meinen Hals hoch, gegen den ich verzweifelnd mit krampfhaften Herunterwürgen ankämpfte. "Wir haben hier eine Sache, die von Sicherheitsstufe 1 ist. Bitte folgen sie mir ins Ministerium, dort werden wir alles be..." Ich nieste heftig, und stieß dabei mit dem Rahmen der Quartiertür zusammen. Verhängnisvoll, denn im Hintergrund hörte ich wie etwas durch die Luft schnitt. Die letzte Flasche, die noch auf meinem hübschen Nachttisch stand, machte sich, durch die Vibration in der Wand, auf dem Weg zum Boden, um mein Leben in nur wenigen Sekunden zu zerstören. Es fühlte sich an als wäre ich es, der auf dem Boden der Tatsachen aufschlug und zersplitterte, und mich dort langsam verteilte, so das ich nie wieder als Ganzes existieren könnte...

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