Die letzte Entscheidung...

Geschichten über Spieler- und Nichtspieler-Charaktere des VSWR-Universums
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Gast

Beitrag von Gast » Samstag 22. November 2003, 20:53

Der Gang in eines der zahlreichen Büros des Justizministerium war für mich nicht ungewohnt. Schließlich leitete ich lang genug die imperiale Personalabteilung, aber trotzdem fühlte ich mich etwas unwohl. Das eintönige Grau der Wände war nur ab und zu aufgelockert durch Bilder des Imperators, großer Schlachten oder Flaggen mit dem imperialen Symbol. Letztendlich aber erreichten wir einen weiteren Hort der Anonymität. Die "Kammer" 4661-V2. "Mr. Kolmar, würden sie mir bitte folgen." Sprach der Captain in einem gespielt höflichen Ton. Ich war kurz davor ihm eine reinzuhauen, ließ es dann aber bleiben. Er war es nicht wert. Ich befand mich im Beobachtungsraum. Durch die verspiegelte Wand konnte ich den Mann sehen, der vor einem Tisch saß, mit dem Kopf nach unten. Irgendwie wusste ich sofort das es mein Vater war. "Mr. Jacard Kolmar, würden sie bitte ihren Kopf in Richtung Spiegel heben." sprach Avnet seelenruhig in das Mikrofon. Es war mir klar, was ich sah. Meinen Vater. Ihm schien es gut zu gehen, vermutlich war mein Name doch nicht so wertlos, wie ich dachte.

"Mr. Avnet, danke für ihre Hilfe, sie können mich nun verlassen." rief ich laut in einem militärisch-bestimmenden Ton. "Ähh...Sir, das ist gegen die Vorschriften. Ich bin verpflichtet die Zielperson solange zu betreuen bis ich einen gegenteiligen Befehl vom Ministerium bekomme." Ich knirschte mit den Zähnen. "Und was war als sie mich abgeholt haben ? Da haben sie ihn auch nicht betreut. Nun gehen sie, sie werden nicht länger benötigt. Ich kümmere mich ab jetzt um die Betreuung." Ich öffnete die Tür, rief die beiden Justice Trooper die vor dem Verhörraum standen. "Mr. Avnet will uns nun verlassen, nicht wahr ?" Der Captain wusste das ich ranghöher war. Er beugte sich meiner Bitte, wenn auch nur widerwillig.

"Ja...bleiben sie hier vor der Tür. Wenn jemand den Nebenraum betreten will informieren sie mich, verstanden ?" - "Ja, Sir." Die Justicetrooper nickten als ich ihnen meine Anweisungen gab. Die Aufnahme hatte ich nicht eingeschaltet, stattdessen interessierte mich ein privates Gespräch mit meinem Vater. Ich betrat den Verhörraum mit einem tiefen Atemzug.


Jacard Kolmar blickte zu seinem Sohn auf. Er erkannte ihn, sah ihn, fühlte seine Gegenwart. Doch irgendwie erschien alles wie ein Traum. Niemals hatte er gedacht jemals wieder diese Gesichtszüge zu erkennen, die er so gut aus dem Spiegel von seinem eigenen Gesicht kannte. "Jasro ?" Fragte er, zurückhaltend, fast vorsichtig. Der Mann in der schwarzen imperialen Uniform reagierte zögernd. "Ja. Ich bin es. Ich...ich habe auf diesen Moment gewartet, Dad. Aber nicht unter diesen Umständen." Beide lächelten müde, ihre Ansicht von Humor war ähnlich. "Wie geht es dir ? Wie geht es Mom ?" - "Uns geht es gut. Wir leben auf..." Jacard unterbrach und schaute zum Spiegel. Sein Sohn jedoch schüttelte den Kopf. "Privat." Er nickte, und fuhr fort. "Mon Calamari. Uns geht es gut, deiner Schwester auch. Wir haben wieder ein kleines Unternehmen aufgebaut. Ich sehe du hast es weit gebracht. Dabei habe ich gedacht, du würdest immer ein freier Geist bleiben." Kolmar schaute seinem Vater direkt ins Gesicht. Er hatte sich kaum verändert, vielleicht ein paar Falten mehr, aber nicht weil er älter geworden war. Nein, es waren Sorgenfalten. "Ich bin ein freier Geist, Dad. Nur...ich dachte ihr wäret Tod, und die Republik wäre daran schuld. Das Imperium gab mir Schutz und half mir wieder auf die Beine zu kommen. Nun bin ich mit ihm verbunden, auf eine Art und Weise wie es nur wenige Menschen verstehen können."


"Du dienst einem Massenmörder, Jasro...einem Massenmörder. Das weiss jedes vernünftig denkende Wesen in dieser Galaxie." Ich fühlte mich noch nicht mals angegriffen. Nein, eigentlich hatte er sogar Recht, das wusste jeder selbstständige Offizier im Imperium. So wie ich waren viele Opfer der Propaganda geworden, des scheinhaften Bildes eines perfekten Krieges mit minimalen Verlusten. Aber wenn man soweit wie ich ist, weiss man das fast alles nur aus Terror und Angst besteht. Jedoch bin ich schon Teil dieses Kreislaufs, ein Mitglied, ein Zahnrad. Ich kann mich dieser Symbiose nicht entziehen, diesem Mann an der Spitze, dessen Ausstrahlung mich gefangen hält, dessen Offiziere mir immer noch imponieren, dessen Schiffe mir soviel Macht geben. Nein, ich kann nichts mehr ändern. Ich bin selber ein Massenmöder. "Es ist mir klar das du so denkst Vater. Aber du bist nicht Teil des Ganzen. Ich weiss das ich Unschuldige getötet habe, und wenn du wüsstest wie mich das in meine Träume verfolgt hat. Immerzu sah ich mich euch ermordend in meinen Träumen. Ich war am Ende...fertig." Mein Atem regulierte sich, das Kribbeln unter der Haut verschwand. "Was auch immer du hier wolltest auf Coruscant, du musst wieder weg."

"Das ist alles Jasro ? Sowenig nach so langer Zeit ?" Oh...wenn du nur wüsstest, Dad. Meine Gefühle in Worte zu fassen wäre zu schwer, aber ich kann nicht anders. Ich bin so gepolt, denke so, tue so, reagiere so. Imperial. Die Last der Unschuldigen verließ mich, ich konnte wieder aufrecht gehen, wieder töten, ohne nachzudenken. Ich bin ein zwiegespaltenes Produkt einer Kriegsmaschinerie, die auf Hochtouren läuft. Niemals denke ich über andere Familien nach, die ich ausgelöscht habe, doch sehne ich mich nach meiner Eigenen. Nein, ich bin gar nichts. Das Imperium ist etwas. Ohne mich bleibt es etwas. Ohne es bin ich nichts. Eine Entscheidung. "Ich..ich...kann nicht anders. Wo lebt ihr auf Mon Cal ? Eines Tages werden wir uns vielleicht unter besseren Umständen wiedersehen..." Mein Vater. Er reagierte so, wie ich es gewohnt war. Nicht bettelnd, nein, aufrecht stehend. Er schrieb die Adresse seines Unternehmens kurz auf das Pad was ich ihm reichte.

"Du wirst trotzdem mein Sohn bleiben. Für immer." Der Kampf in mir erreichte eine neue Dimension. Das Böse gegen das Gute. Nemesis gegen Seraph. Und wie es immer so war, siegte das Dunkle. Das Imperiale. Ich nickte nur, und bereitete alles für seinen Abgang vor. Ich zückte mein Com. "Ja, Zielperson 245-X21. Händler mit dem Namen Jacard Kolmar. Gefälschte Papiere für unbeschadete Einreise, da von NR politisch Verfolgter. Rückgabe aller persönlichen Gegenstände sowie Raumschiffe. Freies Geleit. Order von Commodore Jasro Kolmar. ... Verstanden. Authorisation ist von mir erteilt worden. Kolmar, Aus." Ich blickte meinem Vater ins Gesicht. "Und du wirst mein Vater bleiben. In den Akten tot...aber...für immer."

...Anmeldung...
...Willkommen im Verwaltungscomputer des Justizministerium
...Rufe Akte von Jasro Kolmar auf
...Aktualisierung läuft...
...Aktualiserung abgeschlossen...
...Veränderte Datensätze: Familie...
...Öffne...
...Eltern: Tot (Getötet während der Schlacht von Coruscant durch Beschuss der NR)
...Schließe Akte...
...Abmeldung erfolgt...


Ende.

Kommentare, Anregungen und Kritik erwünscht.

Aurelian
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Beitrag von Aurelian » Sonntag 23. November 2003, 01:55

ich finde die story sehr gut, gelungen. sie gibt einblick in das leben des jasro kolmar und seiner herkunft. interessant finde ich den inneren konflikt mit seinen zerrissenen inneren familiären banden....weiter so

:super:
<img src='http://www.quick-home.de/SW/Aurelian.jpg' border='0' alt='user posted image'><br><br>Fleetadmiral Aurelian<br>+++I am the master of my fate<br>+++I am the captain of my soul<br>Leiter des imperialen Geheimdienstes<br>Flaggschiff ISD Imperial Honour<br>Theme: Dvorak-9th Symphony-(New World)-4th Movement

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. November 2003, 17:26

Danke, gehörst wohl zum kleinen Kreis der Leute die die Story von Anfang an verfolgt haben, scheint ja sonst wohl nicht so gut angekommen zu sein :( :(

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. November 2003, 17:33

Ich hab sie auch verfolgt :P

Hab dir glaub ich schon gesagt was ich denke.

Finde es cool das endlich ma ein Imp ne Story schreibt in der er nicht die kalte Schraube in der Maschine des Imperators ist. :)

Gut geschrieben, leicht verständlich und doch spannend ^_^
Und du hast Absätze drin :D

Und ich hoffe es war nicht das letzte was ich von den 'intelligenten' Mitgliedern deiner Familie gesehen hab :P ;)

:super:

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. November 2003, 17:55

Danke. :D

Bensom^Chell
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Beitrag von Bensom^Chell » Sonntag 23. November 2003, 19:58

Wie bereits gesagt, schöne Story.
Nicht eine dieser Metzel-Grausam-Böse-Reihe......
Mehr davon... nur jetzt wo die Eltern "abgeschlossen" sind, dürfte das schwer sein...
<span style='font-size:14pt;line-height:100%'>Marshal^ Bensom Chell</span><br><a href='http://mailto:rj45-klw@gmx.net' target='_blank'>---Mail---</a><br><b><br>+ Kommandant der VFI-Piloten<br><span style='color:red'>+ Vernichter von Endor^^</span></b>

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. November 2003, 20:12

Naja, mal gucken, vielleicht entschliesst sich Kolmar mal zu einem Ausflug, aber wohl eher net :) Mir fällt noch was ein.

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. November 2003, 20:14

Jär. Im TIE Defender nach Calamari :D B-) :rolleyes: :P

Canticor
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Registriert:Sonntag 9. März 2003, 19:22

Beitrag von Canticor » Sonntag 23. November 2003, 22:43

Gelesen.
Für gut befunden.
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