Show Me Your Mind

Geschichten über Spieler- und Nichtspieler-Charaktere des VSWR-Universums
Antworten
Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. März 2003, 16:52

Abrupt brach der Schrei ab und ging in ein haltloses Schluchzen über, das schließlich in einem leisen weinerlichen Seufzen endete, das gut in dem kleinen, sterilen Raum hörbar war.

Nor blickte von den Bildschirmen vor sich auf und begann die Daten mit den auf seinem Pad gespeicherten Werten zu vergleichen.

„Ausgezeichnet. Die Hormonausschüttung selbst bei dieser Folter erreicht in ihrem Höhepunkt nur die unteren Werte der Chamber“ murmelte Nor vor sich hin.

„Ja, Sir. Ein ausgezeichneter Erfolg, Sir.“

Nor blickte kurz zu dem in einer Ecke des kleinen Kontrollraumes stehenden Captains, der ein krampfhaftes Lächeln und einstudierte Freude über das scheinbar gelungene Projekt zur Schau trug.

„Ach? Ist es das, ein ausgezeichneter Erfolg?“ fragte Nor beiläufig. „Und was bedeutet dieser Erfolg?“

Der Captain kam kurz ins Stocken. „Es bedeutet,…nun…Ihre Pläne werden…also…ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ziel, Sir!“

Nor nickte langsam und legte das Pad zur Seite: „Captain…es ist mir egal ob Sie ein Kriegsheld sind, ob Ihr Vater eine wichtige Persönlichkeit ist oder ob Sie private Aufnahmen von einem Grossadmiral haben mit denen Sie Ihre Karriere beschleunigen…aber wenn Sie noch einmal versuchen mir Honig ums Maul zu schmieren, Sie noch einmal sprechen ohne gefragt zu werden ja nur einmal laut atmen werden Sie aktiv an diesem Projekt mitarbeiten.“ Nor deutete mit einem vom Lederhandschuh bedeckten Finger auf den Monitor der den Verhörtisch und die darauf liegenden Überreste eines Individuums zeigte. „So wie dieser Gentleman, verstanden?“

Der Captain, bleich geworden, setzte zu einer Antwort an als ein schriller Alarm ertönte, der den Tod des Mannes auf dem Verhörtisch anzeigte.

Captain Ionro schluckte schwer, blickte in Nors ruhigen Blick und krächzte „Verstanden, Sir.“

Der General, wie so oft in seinem typischen, zivilen, dunkelgrauen Anzug fixierte den Mann noch ein paar Sekunden und aktivierte sein privates Com-Gerät.
„Central…in welchem Lüftungsschacht treibt sich Green herum?“

Eine perfekt modulierte weibliche Stimme antwortete sofort: „Green befindet sich im Einsatz Projekt ‚Lover’s Spat’. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort lautet Ord Mantell. Wünschen Sie nähere Informationen?“

„Nein. Persönliche Nachricht an Green. Priorität dunkelgrau. Wortlaut: Bauarbeiten beendet. Brauchen Gäste für Eröffnungsball in der Kammer. Sie laden ein. Party beginnt in fünf Tagen. Central Nachricht Ende.“

Nor deaktivierte sein Com-Gerät. Ohne ein weiteres Wort verließ er den kleinen Raum, betrat den Gang und ging auf einen Turbolift in der Nähe zu.

Ionro atmete tief durch und unterdrückte ein leichtes Zittern. Er hatte ja gewusst, dass es im IGD-Hauptquartier härter sein würde. Er hatte auch Gerüchte über Nor gehört. Doch hier mitten in den IGD-Forschungslabors einen kalten Wutanfall von Nor zu erleben, einen der Anfälle für die er so berüchtigt war, schien ihm kein guter Einstieg in das große Spiel zu sein.

Ein paar Minuten später verließ ein ruhig wirkender Ionro den Raum und strebte auf sein kleines Büro zu.

Gast

Beitrag von Gast » Sonntag 23. März 2003, 22:32

Mal wieder der typische Schreibstill von Nor, einfach...nee...vielleicht sollte ich einfach sagen...zu spannend :D

Canticor
Beiträge:273
Registriert:Sonntag 9. März 2003, 19:22

Beitrag von Canticor » Sonntag 6. April 2003, 14:05

„...so kann man davon ausgehen dass ein Subjekt davon ausgeht, das Innere dieser kleinen Installation...“ er klopfte mit dem Handrücken sanft gegen die verbolzte Durastahlröhre, „sei seine Definition des Zustandes, der auf den Tod folgt.“
Zwei Armeesoldaten, deren Gesichter rot anglaufen waren, schleppten eine große Gerätschaft herbei.
„Das hier ist sozusagen das „Herz“ des ersten Schrittes in eine neue Generation der Folter.“

Canticor sass im Plenum der Geheimdienstoffiziere und warf einen Blick aus dem Fenster.
Von hier, einem perfekt abgeschirmten Raum im Ministerium für Innere Sicherheit, konnte man weite Teile des Nebenbezirkes von Coruscant überblicken, ohne selbst gesehen zu werden.
Diese schlicht gehaltene Etage gehörte zu den vielen Hinterlassenschaften Palpatines alter Spitzel und Agenten. Man hatte sie nach der Wiedergewinnung Coruscants überhaupt erst einmal finden müssen, denn sie war auf keinem der Raumpläne oder der Etagenzähler angegeben. Als man sie gefunden hatte, fand man in ihr umfangreiche Abhörinstallationen und Spionagesonden, die die Neue Republik offensichtlich nie benutzt hatte, weil ihre Suche innerhalb der alten Gebäude nie genau genug gewesen war.
Wie auch immer, zumindest war in dieser Etage auch ein großer Raum gefunden worden, in dem offensichtlich die Geheimdienstbriefings gehalten worden waren.

Der Minister hatte zunächst eine sorgfältige Überprüfung des gesamten Gebäudes angeordnet und danach alles so wie es war dem neuen Leiter des Geheimdienstes übergeben.
Canticor nahm soeben genau diesen am Rande seines Sichtfeldes wahr.
Der General, der rein äusserlich wie ein gesetzter Mann wirkte, der sein Alter nicht vollständig verbergen konnte, aber noch ganz gut in Schuss wirkte, sass nicht etwa an einer erhöhten Position oder an einer zentralen Stelle, vielmehr sass er, was in Canticors Empfinden eine typische Stelle für ihn war, in der ersten Reihe, aber genau an der Stelle, die von jeder Position aus am schwersten zu sehen war, weil ein Stützpfeiler direkt neben seinem Sitz stand.

Lediglich Canticor hatte ihn auf Anhieb gefunden, weil er darauf trainiert war, den General unter allen Umständen an den unauffälligsten Stellen zu suchen, jeder andere im Saal hätte seine Anwesenheit beinahe übersehen, wenn sein Konterfrei den Geheimdienstoffizieren nicht bekannt gewesen wäre, und das auch nur einigen, denn der Leiter verhielt sich derart unauffällig, dass er seine Order niemals persönlich überbrachte und auch keine Ansprachen hielt.

Die Aufmerksamkeit des Captains wurde wieder auf das kleine Podium gelenkt. Dort stand seit einiger Zeit ein bebrillter Mann mit schütterem Haar.
Er hatte sich zu Beginn der Introduktion als „Boyalen“ vorgestellt. Er war ein Forscher aus dem Stab der Geheimdienstloyalen Forscher. Schräg hinter ihm stand ein Armeeoffizier namens Ionro, ein Captain aus Nors persönlichem Stab, offensichtlich um dem doch etwas deplaziert wirkenden Mann etwas auf die Finger zu schauen.

Seit etwa zwei Standardstunden hatte Boyalen die technischen Feinheiten des Konstruktes erläutert. Er hatte an Modellen und Tabellen erklärt, wie die Testperson in das salzhaltige Warmwasser des bactatankähnlichen Gerätes eingeführt wurde und wie es psychologisch zu erklären war, dass die Opfer dank Lichtspieltechnik und Implikation auf audivisueller Ebene davon überzeugt waren, gestorben zu sei und wie später ein Verhörer als Stimme des Gewissens auftrat um jede Information aus den reumütigen Gefangenen zu holen oder sie einfach als innere Stimme umprogrammierte, so dass sie später den Eindruck hatten, niemals verhört worden zu sein.

„Somit ist es eine ganz hervorragende Idee, diese Kammer ohne viel Aufsehen im Geheimen einzusetzen, immer nach einer tödlich anmutenden Verletzung, so dass die Befragten niemals darauf kommen werden, dass die imperiumstreuen Ideen ihnen eingeimpft wurden, sondern von ihrer absoluten Richtigkeit überzeugt sein, und denken werden, dass die Entschlüsse für ihre nachfolgenden Entscheidungen aus ihrem tiefsten inneren Selbst stammen und nicht etwa von uns.“
Boyalen legte eine kurze Pause ein um sich zu sammeln und sein Klemmbrett noch einmal durchzublättern.
„Die technische Erläuterung ist abgeschlossen, ich bitte aber denjenigen dessen kreativen Hirnwindungen das Ganze ursprünglich entwichen ist, zu uns bitten, denjenigen, dem diese Instrumente die Entstehung verdanken. General Feus Nor.“

Sehr zu Canticors Erstaunen erhob sich Nor von seinem unauffälligen Sitz und ging zügig, aber nicht übermässig eilig, nach vorn.
Das passte eigentlich nicht zu ihm.
Nor musste nicht sprechen, ein einzelner Blick genügte, den Forscher zur Seite treten zu lassen. Der Captain, der die technischen Daten bereits im Vorfeld gekannt hatte, streckte sein Ohr mit einem Mal sehr weit aus und lauschte angestrengt.

„Meine Herren.“ Die Stimme war dunkel und rau. Der General stützte sich mit einer Hand auf dem Rednerpult ab. „Was sie hier sehen ist, wie der Sprecher aus dem Forschungsprogramm sehr richtig bemerkt hat, die Zukunft der Folterinstrumente. Eigentlich geht die Mind Chamber sogar über das Prinzip der natürlichen Folter heraus. Sie ist weniger primitiv, sie verzichtet auf die Anwendung jeder physischen Gewalt und löst das Problem indem es sich auf die psychologischen Grundbedürfnisse des menschlichen Geistes und auch des nichtmenschlichen Abschaums konzentriert und sie sich zunutze macht.“

Einige Augen wanderten mehr oder minder unauffällig zum sitzenden Canticor herüber und streiften sein verbliebenes Ohr, seine grünen Haare und seine roten Augen mit prüfenden, abschätzigen Blicken und wendeten sich wieder Nor zu. Dies alles geschah im Bruchteil von Sekunden, genau die Zeit, in der es dem Captain mühelos gelang, alle Emotion aus seinen Zügen zu verbannen.
Doch war es nicht Beleidigung oder Zorn, den er neiderhalten musste, sondern Amüsement.
Denn auch Nor hatte im Moment der bitteren Worte gegen Canticor für einen kurzen Moment in die Augen seines Untergebenen geschaut und einen Funken Vergnügen in die kalten Augen gelegt.
Natürlich war jeder Oberkommandant ein Anhänger der neuen Ordnung des Imperators, die auch Nichtmenschenhass umfasste, doch war Nor einer derjenigen, die sich darüber bewusst waren, dass man sich jedes „Hilfsmittels“ bedienen musste, was die Mind Chamber gut zeigte.

„Wir stehen hier nicht vor einer neu erfundenen Streckbank...“ fuhr Nor fort und mit einem plötzlichen, emotionslosen Hieb schlug er mit der flachen Hand sanft auf die Seitenwand des Tanks, „... sondern vor dem ersten Schritt zum psychologischen Sieg... und nur wir allein wissen das! Hier findet etwas vollkommen Neues statt! Die Ablösung alter Methoden durch neue und bessere!“

Ein Räuspern meldete etwas Anderes an.
Hinter dem Plenum stand ein mittelgroßer Mann mit hageren Zügen und dünnem schwarzgrauen Haar straff in der Tür. Er wäre wohl nicht besonders aufgefallen, hätte er nicht die weisse Uniform getragen.
Großadmiral Silver. Der Minister für Innere Sicherheit.

Nicht viele der Anwesenden nahmen es wahr, aber die tief liegenden Augen des Angehörigen des Inneren Zirkels bohrten sich für einige Sekunden tief in die braunen, vitalen des jüngeren Generals und lieferten sich mit den, in Härte und Sturheit ebenbürtigen Pupillen ein kaltes Starrduell.
Die Rangabzeichen funkelten so sehr, wie die Augen es taten, die weisse und die olivgrüne Uniform standen gegeneinander, goldene Schulterpajetten standen gegen graue, zierde- und ziselisierungslose, Schulterstücke, ein hageres, wie geschnitztes Gesicht gegen die ansetzenden vitalen Wangen des Generals.
Dann unterbrach der Großadmiral das Duell mit einem kurzen, anerkennenden Nicken.

Die Poolparty war vorbei.
<img src='http://people.freenet.de/zenkor/signa.jpg' border='0' alt='user posted image'>

Antworten