Soldier of Fortune

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Tendris Risant
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Soldier of Fortune

Beitrag von Tendris Risant » Dienstag 14. September 2004, 00:27

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Prolog: Corporate Sector Blues
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Wolfpack. Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des jungen Manns in der grauen Uniform der Authority Space Defense Force. Und Grund zum Lächeln hatte er in der Tat: Er war Mitglied der Wolfpack Squadron, der persönlichen Staffeln von Commander Baruche „Rancor“ Sloane, Kommandant des gleichnamigen 324th „Reaper“ Patrol Wings, zur Zeit auf der Jagd nach Schmugglern an der südöstlichen Grenze des Corporate Sectors, beim berühmt-berüchtigen Almania Runway. Das Almania-System war fast seit der Gründung des Corporate Sectors eine Zuflucht für Schmuggler und Gesetzlose jeder Art, bis die CSA vor zwei Jahren eine diktatorische Bürokratie, das Je’har-Regime, installierte. Seitdem nahmen die Schmuggleraktivitäten in diesem System stark ab. Die umliegenden Systeme jedoch boten einen perfekten Ersatz: Unbewohnt, voller Asteroiden und manchmal auch mit gefährlicher Strahlung durchsetzt. Schon seit Beginn seines Dienstes in der CSA hatte die Militärführung versucht, das Gesetzlosenproblem in diesem Sektor unter Kontrolle zu bringen. Ohne Erfolg. Die Personalstärke der Authority Space Defense Force wuchs zwar stetig an, aber es standen noch lange nicht genug Jägereinheiten, geschweige denn die dazu benötigten Piloten, zur Verfügung, um das gesamte Gebiet vollständig abdecken zu können.
Der junge Mann in der grauen Uniform trat durch die sich öffnende Tür in den Raum. Sofort schlug ihm ein würzig-aufdringlicher Geruch, eine Mischung aus Tabak, synthetischen Geruchsstoffen und Schweiß, entgegen, als er das heruntergekommene Etablisement betrat. Er befand sich in Hogville, einem der etwas heruntergekommeneren Raumhafenviertel von Cyrto City auf Etti IV. Für ihn und seine Kameraden war es jedoch vollkommen ausreichend.
Der Name des jungen Mannes, der da so gespielt selbstbewusst in seiner flecken- und makellosen Uniform durch die Tür tritt, ist Tendris Risant. Seit nunmehr zwei Jahren tat er Dienst mit der Dreihundertvierundzwanzigsten, wohin er aufgrund seines guten Akademieabschlusses direkt nach Abschluss der Authority Defense Academy Ammuud versetzt wurde. Da es, wie bereits gesagt, sowieso viel zu wenig Piloten für den Patrolliendienst gab, hatte die ADAA ihr Programm ausgeweitet und dafür gesorgt, dass bereits 16-Jährige in die Akademie aufgenommen werden können und dort eine Pilotenausbildung erhielten. Für Tendris Risant, den Sohn eines einflussreichen Mannes aus einer einflussreichen Familie – in der Tat der zweiteinflussreichsten Familie im einflussreichsten Clans des Planeten Ammuud, dem Glayyd-Clan – kam das gerade recht, um dem Diktat seines Vaters, der Familie, des Clans und überhaupt des gesamten verdammten Planeten zu entkommen.
Nun war er da, in diesem heruntergekommenen Wasserloch namens „Broadsword“, Breitschwert. Ging durch die Reihen, die Gäste, allesamt Dauertrinker, beobachtend und nach seinen Kameraden Ausschau haltend.
Dann entdeckte er sie, in ihrer üblichen Ecke. Es waren 8 Personen und als er zu ihnen an den Tisch trat, merkte der junge Pilot namens Tendris Risant, dass die meisten bereits etwas zu viel getrunken hatten. Da waren Lieutenant (Flight) Pylipp „Phyly“ Trodent, ein großer, gut gebauter Mensch, die Stimme der Vernunft in dem verrückten Verein – wahrscheinlich der Grund, wieso er dritter Flight-Führer geworden war -, Lieutenant Ana Trodent, Phylys Schwester.. und Tendris’ heimliche Liebe. Bei dem Gedanken daran musste er grinsen. War er wirklich in sie verliebt? Sie tat seine Avancen zwar lachend als Dumme-Jungen-Streiche ab, aber wer weiß.. Ana hatte langes, braunes Haar und einen wachen Blick. Sie war fröhlich und lebenslustig – und eine bessere Pilotin als Tendris. In der Tat war sie die beste Pilotin nach Jak „Swiney“ Khoris, der neben ihr saß. Jak, nicht umsonst „Swiney“ genannt, war, nun ja, recht korpulent. Wie er in die Pilotenkanzel des TIEs passte, war Tendris bis heute ein Rätsel. Er möchte Jak allerdings. Er war zwar manchmal ein rechter Witzbold, aber man konnte mit ihm auch ernst reden.
Was ihn zum nächsten Mann im Tisch brachte: Lt. Gregg Wensen, einen blonden Hühnen von Bonadan. Gregg war Tendris’ bester Freund in der Staffel. Er, Gregg und Ana hatten zusammen schon viel Mist gebaut. Tendris hatte nicht den Eindruck, dass Gregg etwas von Ana wollte.. aber da war immer noch Hisakon Maligny. Maligny, genannt „His Majesty“ oder auch „His Magnoly“ dank seines Auftretens, war der arroganteste Mensch, dem Tendris je begegnet war. His war einem einflussreichen Etti-Adelsgeschlecht entsprungen und war damit Mitglied der Etti-Menschensubspezies. Für Gründe, die man nicht ganz nachvollziehen kann, sind die Etti-Menschen immer unglaublich dünn. So auch His Mag. Zwar ließen seine roten Augen ihn exotisch aussehen, aber dennoch glaubte Tendris, dass er sich viel zu viel auf sein Aussehen einbildete. Er war offensichtlich auch an Ana interessiert, die ihn allerdings auf dieselbe Weise zurückgewiesen hatte wie Tendris – was den arroganten Provinzadeligen natürlich rasend machte. Auch im Fliegen lag er mit Tendris genau auf.
Nun, dann waren da noch Eryka Hilson, eine kühle blonde Schönheit von Saffalore, dem momentanen Hauptplaneten der CSA. Eryka war absolut unnahbar, ebenso wie der Bothaner Kra`fay, einem von zwei Nichtmenschen in der Staffel. Niemand wusste genau, wie Karsk Kra`fay bei der CSA gelandet war, aber mittlerweile wollte aus auch niemand mehr wissen. Anfangs hatten sie sich noch bemüht, den einen oder anderen ergiebigen Satz über seine Vergangenheit aus dem grünbefellten Bothaner herauszubringen. Irgendwann, nach dem tausendsten Versuch, gaben sie es auf. Umso überraschender war es, dass sich Karsk mit Eryka verstand. Nun, eigentlich war es keine Überraschung, sie passten in ihrer Unnahbarkeit ganz gut zusammen.
Das selbstverständlich passte Captain Dres Markson, dem muskulösen stellvertretenden Staffelleiter des Wolfpacks, der selbstverständlich nicht anwesend war – sich mit den einfachen Lieutenants zu treffen war einfach unter seiner Würde -, ganz und gar nicht: Er war selbst an Eryka, die vom gleichen Planeten stammte wie er, interessiert. Tragödien über Tragödien..
Zwei blieben also noch übrig. Einmal war da Throk, ein Lafra-Lieutenant mit bläulicher Haut. Er war einer der wenigen Angehörigen seiner Spezies, die ins Militär der CSA eintraten. Thork war von Natur aus gut. Er half einem aus, wenn man Probleme, z.B. mit Geld, Spielschulden und so weiter hatte, man kam zu Throk. Innerhalb des Geschwaders hatte er sich bereits einen guten Ruf erworben.
Als letztes war da Commander Baruche „Rancor“ Sloane, der Geschwader- und Staffelführer der „Wolfpacks“, zu nennen. Sloane war selbstverständlich auch nicht anwesend, wahrscheinlich in einem „Strategie-Meeting“, wo er irgendwelchen vertrottelten CSA-Zivilgrößen seine Verteidigungslinien erklären musste. Tendris beneidete ihn nicht. Sloane war ein guter Offizier. Nein, ein exzellenter Offizier. Obwohl er nur 1,60 m in die Höhe reichte, gelang es ihm immer wieder, auch viel größeren Offizieren durch seine imposante Art Respekt abzuverlangen. Außerdem war Sloane extremer Workaholik und ein guter Pilot dazu – natürlich der Beste in der Staffel, aber in die Wertung der Lieutenants zählten er und der Captain selbstverständlich nicht, das wäre ja unfair.
Das war es also, das „Wolfpack“.
Mittlerweile hatte Gregg Tendris bemerkt und winkte ihn mit einer Hand – in der anderen hielt er ein Bierglas – heran. „Hey, setz dich her!“ Der junge Pilot nährte sich seinen acht Kameraden vorsichtig und grinste Gregg an, als er beim Ober gleich ein Bier für Tendris bestellte. Er merkte, dass Gregg schon gut dabei war.
Allerdings nicht so gut wie andere am Tisch: Jak hatte sich an Ana gelehnt und war offensichtlich eingenickt, sehr zum Missfallen von Miss Trodent selbst. Thork redete auf Eryka und Karsa ein, die ganz am Rand saßen, während auf der anderen Tischseite Phyly und His Majesty in eine hitzige Diskussion verstrickt waren. Niemand außer Gregg schien seine Ankunft bemerkt zu haben. Außer Ana, die ihn halb gefrustet, halb lächelnd anblickte. Das Bier kam und Tendris prostete ihr, in einer Art Gruß, zu. Gregg grinste schmierig. „Du stehst wohl auf sie, eh?“
Nach einem Schluck Guina-Bier blickte Tendris Gregg zweifelnd an. Der hob beschwichtigend die Hände. „Hey, okay, okay.. ich hab’ nix gesagt.. Eh, ach ja, .. irgendwas sollte ich dir sagen..“ Den Kopf auf beide Hände gestützt murmelte Gregg vor sich hin. Er schien nachzudenken, den Falten auf seiner Stirn nach zu urteilen. „Ey.. nevermind, eh? War sicher nur `ne Kleinigkeit..“ Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem halbleeren Glas und leerte es somit ganz, nach der Bedienung rufend. „Ach.. ay.. ay..“ Er gab nur noch sinnlose Laute von sich und Tendris grinste in sich hinein. Ein Rundblick um den Tisch sagte ihm, dass sich nicht viel geändert hatte – nur Swiney schlief nun auf der Couch – Ana war verschwunden. Tendris blickte sich suchend um und sah sie in Richtung Ausgang gehen. Schnell trank er den Rest des Biers aus, stellt das Glas zurück auf den Tisch und klopfte Gregg auf die Schulter. „Danke für das Bier.“ Und schon war er auf dem Weg in Richtung Ausgang. „W.. Was? Ey! .. Ach, du mich auch!“, hörte er Gregg hinter sich fluchen. Er kicherte. Auch der böse Blick, den seine Majestät, immer noch schwer im Gespräch mit Phyll, ihm zuwarf, als er durch die Tür verschwand, Ana hinterher.

Kurz vor dem Eingang zum Pilro Park holte er sie ein. „Aber, Miss, Sie sollten da wirklich nicht alleine hinein gehen.“ Sie verharrte und drehte sich um, lächelte ihn an. Und schlug ihm mit der Faust gegen den Oberarm. „Du Arsch hättest mich auch früher retten können.“ Sie lächelte noch immer, obwohl das Lächeln etwas an Farbe verloren hatte.
Tendris lächelte sie entschuldigend an und bot ihr seinen Arm an. „Darf ich Madame Trodent zu einem kleinen nächtlichen Sparziergang verführen?“ Sie lächelte ebenfalls. „Ausnahmsweise, Monsieur Risant. Ausnahmsweise.“ Und hakte sich unter dem dargebotenen Arm ein. Gemeinsam betraten sie den Pilcro Park. Der Park, die größte innerstädtische Grünanlage auf Etti IV und irgendeinem wichtigen Landesvater geweiht, reichte von Hogville über Downtown bis nach Yhoras Sud, wo die Wohnungspreise noch billig waren und viele Staffelmitglieder ihren Landurlaub verbrachten. Dafür reichte die mickrige Bezahlung der ASDF gerade noch. Ein kurzer, prüfender Blick nach oben sagte ihm, dass es eine sternenklare Vollmondnacht war. Er sog die kühle Nachtluft ein, als die Beiden tiefer in den Park kamen, wo rechts und links hohe Bäume den Weg säumten. Tendris schlug einen anderen Pfad ein, einen, der sie in Richtung des Sees bringen würde.
Im Schein der wenigen Gehweglaternen beobachtete er ihr Gesicht. Schön, wie immer – doch irgendwas belastete sie. „Möchtest du darüber reden?“ Sie seufzte. „Es ist.. es ist nichts, denke ich.“ „Seine königliche Hoheit?“ Er wagte einen Schuss ins Blaue. An ihrer Reaktion erkannte er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Sie seufzte schwer. „Ja.“ Er blickte sie fragend an. „Ich brauch was zu trinken.“ Auf einmal sah sie 10 Jahre älter aus. Tendris nickte langsam. „In der Nähe vom See gibt’s einen kleinen Pub.“

Szene: einige Stunden später, ein Appartment in der Nähe des Pilro Parks

In seinen Ohren klingelte es. Langsam setzte er sich auf. Sein Kopf brummte, schien kurz davor zu sein, zu explodieren. Er blickte zur Seite und erkannte Anas schlafende Gestalt unter der Bettdecke. Verdammt. Und dann noch dieses Klingeln..
Moment. Irgendwas stimme nicht. Das Klingeln.. es kam ihm bekannt vor. Er grunzte überrascht, als er neben ihm auf dem Nachtkästchen sein ComLink liegen sah. Sein ComLink, das blinkte. Und klingelte. Er nahm es in die Hand und drückte die Empfängertaste. „Was zur..?“ Hinter seinen Schläfen brummte es. Eine bekannte Stimme meldete sich. „Sir!“ Er straffte sich unbewusst. „Ja, Sir! .. Selbstverständlich, Sir.. Nein, Sir.. Ja, Sir.. Aye, Sir! Ich werde da sein!“ Scheiße. Verdammte Scheiße. Gregg, du Idiot! Tendris verfluchte ihn. Verfluchte sich. Verfluchte den Rancor. Nur bekam er es nicht übers Herz, auch Ana zu verfluchen. Er riskierte einen kurzen Blick auf die andere Seite des Bettes. Ana war nicht aufgewacht.
Es war 1011 und 23 Sekunden. Der Rancor hatte ihn für 10 in die Rancorhöhle bestellt. Gregg sollte es ihm ausrichten. Verdammt. Er hatte noch 19 Minuten, um zu erscheinen.
Tendris warf sich unter die Dusche und zog sich im Tempo eines mantellianischen Panthacs auf Beutesuche an. Die Uniform war etwas verkrumpelt, aber dafür war keine Zeit mehr. Tendris warf sich noch zwei Kopfschmerztabletten ein, gab der schlafenden Ana einen Kuss auf die Wange und verschwand durch die Tür.

Szene: Etwas später, Büro des Commanders

"Sir, bei allem gebührenden Respekt.." Mit allem gebührenden Respekt. In der Navy-Sprache übersetzte sich das ungefähr in 'Du verdammter Vollidiot'. Sloane hob eine Hand und Risant verstummte. "Verdammt noch mal, Risant, geben Sie mir nicht diesen 'mit allem Respekt'-Mist.", fuhr der Commander den jungen Piloten an. "Sie wissen genauso gut wie ich, dass es hier rein um Politik geht. Sie werden auf die 'Industrious Sleight' versetzt und weder ich noch Sie können etwas dagegen tun."
Da hatte der ältere Herr wohl Recht. Offenbar hatte Mor Glayyd darauf gedrängt, einen Sproß seines Clans - und seiner Familie - in führender Position auf einem Schiff der Raumflotte einzusetzen. Aber wieso gerade JETZT? Gerade nachdem er erreicht hatte, was er sich so lange gewünscht hatte. Ana. Aber er nickte nur, wohl wissend, dass Widerspruch sinnlos war. "Aye, Sir." Sloanes Züge entspannten sich etwas. "Ich verliere Sie ungern. Zwar sind Sie nicht der beste meiner Piloten -" Er grinste. "- aber Sie machen sich nicht schlecht. Sie sind eher für Kommando geschaffen als für Befehlsempfang. Das können Sie nicht, Tendris." Nach der Benutzung von Risants Vornamen, was bei Sloane eine Art Weltwunder war, nahm das Gesicht des älteren Offiziers fast väterliche Züge an. "Sie machen das schon, Lieutenant." Der jüngere Mann nickte und erhob sich. "Danke, Sir." "In zwei Wochen melden Sie sich bei Commander Harys auf der 'Industrious Sleight'. Wegtreten."
Lt. Tendris Risant salutierte und wandte sich zum Gehen. "Und.. Lieutenant?" Er wandte sich um. "Fluchen Sie mich niemals an. Mit oder ohne Respekt."
Er lächelte.

Und so wurde eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang gesetzt..


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(1) Return to the Womb
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3 Jahre vor der Schlacht von Yavin


Szene: 2 Stunden später, Kumasi-System, im Anflug auf Ammuud

Die Farben des Hyperraums kollidierten und wichen den Sternenlinien, die wenig später zu echten Sternen wurden. Vor Tendris lag das Kumasi-System, dessen vierter Planet, Ammuud, seine Heimatwelt war. Er gab eine Reihe von Koordinaten ein, die er aus dem Kopf wusste und steuerte “sein“ Schiff auf die westliche Hemisphäre der blau-grünen Kugel zu.
Wenig später setzte Risant das beschädigte Shuttle in einer großen Höhle in den Muurana-Bergen, nahe der Glayyd-Festung, auf. Er war tief geflogen und hatte die Städte gemieden. Der junge Pilot war sich sicher, von der Raumsicherung nicht entdeckt worden zu sein. Hier hingegen ließ es sich nicht vermeiden, dass der Glayyd-Clan ihn entdeckte. Im Umkreis von 5 Kilometern um die Glayyd-Festung waren vor einigen Jahren hochmoderne Sensoren angebracht worden, um Eindringlinge früh zu entdeckten. Das ging auf den dreiundzwanzigsten Mor Glayyd zurück, der in dem Ruf stand, etwas paranoid zu sein. Er war vor einigen Jahren vom Posten des Clanoberhaupts zurückgetreten, als die CSA einen Schmugglerring, in den auch Ammuud-Clans verstrickt waren – Tendris erinnerte sich nur noch bruchstückhaft an die unrühmliche Rolle seines Clans, er war zu dieser Zeit bereits im Dienst der Space Force gewesen – aufgedeckt hatte. Vor seinem Rücktritt übergab er seinen Posten dem Führer der zweitmächtigsten Familie im Clan: Yhorak Risant, Tendris’ Vater.

Was wird Vater wohl denken, wenn er hört, dass sein Sohn ein CSA-Flüchtling ist?, überlegte Tendris, während er die Systeme deaktivierte. Er fürchtete sich vor dem, was ihn in der Festung erwarten würde. Ein Teil von ihm würde es begrüßen, wenn die CSA-Schergen ihn wieder fangen und bis zum Ende seines Lebens in Cryostasis versetzen würden. Das würde dieses wahnsinnige Unternehmen sofort beenden. Ein anderer Teil jedoch wollte entkommen, wollte leben. Für den Moment behielt der Fluchtgedanke die Oberhand.
Er nahm einen Blasterkarabiner und eine Pistole mit Holster aus dem Waffenschrank, überprüfte die Ladung der beiden Waffen und schnallte die Pistole dann um. Er hatte während seines Dienstes in der CSA noch nie einen Menschen erschossen. Widerwillig dachte er an die folgenreichen Ereignisse auf Sernpidal zurück, wo er mehrere Sturmtruppler des Imperiums betäubt hatte. Tendris schüttelte den Kopf. Er hatte das Richtige getan.
Mit einem Seufzen trat er hinaus in die kühle Höhle. Die Rampe schloss sich hinter ihm. Was tue ich hier eigentlich? Als Kind hatte er oft in den Bergen Verstecken gespielt. Die Eltern hatten immer Angst, er würde sich etwas brechen. Es ist viel zu gefährlich., hatten sie gesagt. Er und seine Freunde hatten die Sorgen der Eltern einfach abgetan. Sie wären nur neidisch und wollten ihnen den Spaß vermiesen, dachten sie damals. Bis sein bester Freund bei einem waghalsigen Klettermanöver den Halt verlor und mehrere Meter in die Tiefe stürzte. Er starb auf der Stelle, Genickbruch. Mit einem Schauern dachte Tendris an das traumatische Erlebnis zurück. Anschließend spielten sie nie wieder hier in den Bergen.
Dieser Teil der Muurana-Berge war mit Höhlen gespickt, die einen größer, die anderen kleiner. Die einen bewohnt, die anderen unbewohnt. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Höhle, in der er jetzt stand. Sie war die größte von allen gewesen, stark verzweigt und an manchen Stellen auch bewohnt – von gefährlichen Spinnen und dem einen oder anderen Höhlenflügler.
Wie zum Beispiel dem, der gerade direkt auf ihn zuflog.
Gerade noch rechtzeitig erkannte Tendris die schwarze Gefahr, die in der Dunkelheit direkt Kurs auf ihn genommen hatte. Im letzten Moment riss er das Gewehr hoch und hab eine Salve direkt auf die Kopfpartie des Höhlenbewohners ab. Getroffen sank das Wesen zu Boden. Schwer atmend aktivierte Risant die am Blastergewehr angebrachte Lampe und begann seinen Weg aus der großen Höhle.

Eine Stunde und mehrere Höhlenflügler später hatte er das verzweigte System aus Gängen und Abgründen verlassen. Der Abend dämmerte über den Bergen. Tendris wandte sich nach rechts, wo wenig später ein kleiner, überwucherter Pfad zur Festung hin begann. Nach diesem Unfall vor 10 Jahren war es den Kindern wohl verboten worden, hier zu spielen. Nur allzu vernünftig. Auch er hatte nie wieder einen Fuß in diese verwunschene Gegend gesetzt. Bis heute.

Mittlerweile war die Sonne fast vollständig hinter den Bergen verschwunden. Sie sandte ihre letzten Strahlen über die kargen Felsen. Der Anblick des Abendrots war wunderschön. Tendris setzte den Weg auf dem schmalen, unwegigen Pfad fort. In der Ferne konnte er schon die Lichter der Glayyd-Festung erkennen. Bis jetzt war ihm noch kein Späher aufgefallen, der nach ihm suchte. War er den Sensoren vielleicht doch entgangen? Er wagte es gar nicht zu hoffen.

Einige Stunden später, ungefähr um Mitternacht, 25:23 Uhr nach Standardzeit, war er nur noch wenige Meter vom geheimen Eingang zur Festung entfernt. In der Dunkelheit erkannte er einen Clankrieger, der vor dem schmalen Durchgang, der zu einem kleinen Aufzug, der in die Festung führte, Wache hielt. Er überlegte. Wenn er die Wache nur stunnte, könnte es sein, dass er aufwachte, bevor Tendris sein Ziel erreichte. Das konnte er nicht zulassen. Gleichzeitig schreckte er noch immer vor dem Gedanken, einen Menschen zu töten, zurück. Vor allem, wenn er zu seinem eigenen Clan gehörte. Er hatte bereits getötet. Im Shuttle. Aber das war Notwehr gewesen. Hier lag es anders. Heimtücke. Er hatte sich angeschlichen. Vorsatz. Er wollte diesen Menschen töten. Motiv. Er würde seinen Plan nicht ausführen können, ohne dass dieser Mensch verschwand.
Was er da begehen würde, war Mord. Auf Ammuud stand darauf die Todesstrafe.

Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Unbewusst machte er einen kleinen Schritt zurück. Einige Steine kamen ins Rollen und fielen geräuschvoll die Böschung hinab. Tendris stieß einen unterdrückten Fluch aus und bewegte sich langsam von seiner Position weg. In der Dunkelheit glaube er, zu erkennen, wie der Soldat näher kam, um das Geräusch zu untersuchen. Tendris duckte sich hinter einen großen Strauch und hielt das Blastergewehr im Anschlag. Die Wache kam immer näher. Offensichtlich war auch sie mit einem Blastergewehr mit integrierter Leuchte bewaffnet; Tendris entdeckte einen Lichtkegel, der über den kargen Boden tanzte. Der junge Pilot fluchte. Er hatte gar keine andere Wahl. Er beobachtete die Wache, die ihm gerade den Rücken zudrehte, in die Schlucht hinabzublicken. Der Augenblick war gut. Tendris hob das Blastergewehr und feuerte.
Ein einziger Blasterschuss zischte durch die Nacht. Er traf die Wache mitten in den Rücken. Die Wucht riss den Mann von den Füßen; er fiel vornüber, hinab in die Schlucht. Er war tot, bevor er den Boden, in Form eines stark bewachsenen Vorsprungs ungefähr 100 Meter tiefer, erreichte. Er hatte einen Menschen ermordet.

Szene: Wenig später, Glayyd-Festung, Muurana-Berge, Ammuud

Der Aufzug brachte Tendris direkt in den Empfangsbereich. Er wurde nicht bewacht.
Mit dem Blastergewehr in der Hand schlich er durch die dunkle Halle. Am Eingang erkannte er undeutlich drei Gestalten. Im Licht einiger vereinzelter Lampen erkannte Risant den Rücken des ergrauten Mannes als den seines eigenen Vaters, dem Clanführer Mor Glayyd. Ein bekannter Umriss war ebenfalls zu erkennen, mit einem langen Schwanz. Cret? Vermutlich wurde er von Trivan beauftragt worden, die Nachricht der Verurteilung den Eltern zu überbringen. Hass stieg in Tendris auf. Es war typisch für diesen Sadisten, gerade Tendris’ besten Freund diese Nachricht überbringen zu lassen.
Leise schlich er zum Türbogen, der zum Eingang führte. Auch hier sah er keine Wachen. Sicher, keine erwartete einen Eindringling, er von innen kam. Risant umklammerte das Blastergewehr fester.

„Tendris!“, rief eine bekannte Frauenstimme. “Wir haben uns schon gewundert wieso dein Freund hier alleine uns besuchen kommt.”
“Dad, ich brauch deine Hilfe.”, sagte Tendris leicht verunsichert.
„Was ist geschehen?“ Seine Mutter musterte ihn mit einem besorgten Blick, während die Augen seines Vaters ihn zu durchdringen schienen. „Nun ja, das ist eine lange Geschichte..“
Und so begann er, zu erzählen.


„ICH soll dir helfen, Sohn?“, brauste sein Vater auf, nachdem der Sohn seine Erzählung beendet hatte. „Ich bin Ratsherr von Ammuud, einem Mitglied der CSA. Ich soll dich, einen Flüchtling der CSA, decken?!“ Die falkenähnlichen Züge seines alten Herren verhärteten sich. „Mir bleibt nichts anderes übrig als dich auszuliefern.“ „Yhorak!“ Das Gesicht seiner Mutter zeigte nur blankes Entsetzen. „Das kannst du nicht tun!“, flehte sie. Yhorak Risant, seines Zeichens Mor Glayyd, Clanführer des Glayyd-Clans, Ratsherr von Ammuud, blickte sie nicht an. „Ich muss.“ Seine Stimme hatte etwas an Schärfe verloren. Die Mutter brach in Tränen aus.
Tendris warf Cret, der das Ganze irritiert verfolgt hatte, einen kurzen Blick zu.
Der Vater rief nach den Wachen.
Der junge Flüchtling hob das Blastergewehr.
Die Mutter schluchzte. „Es tut mir Leid.“, brachte Tendris heraus und wandte sich zum Gehen. In diesem Moment trafen zwei Clankrieger, in Begleitung des Kämmerers, Roak Assyn, ein. Roak Assyn. Risant hatte ihn nie gemocht. Doch Roak Assyn war ein notwendiges Übel, das sein Vater, als er den Clanvorsitz übernahm, von seinem Vorgänger vererbt bekommen hatte. Der Kämmerer kümmerte sich um die finanziellen Geschäfte des Clans und war inoffiziell der zweitmächtigste Mann im Clan. Da Roak der dritteinflussreichsten Familie nach den Risants angehörte, konnte sein Vater ihn nicht entlassen. Roak war dick. Nein, nicht dick. Fett. Sein feistes Gesicht zeigte immer ein überlegenes Grinsen, was sein gesamtes Aussehen noch widerwärtiger erscheinen ließ. Er war außerdem ein Intrigant. Nachdem Assistant Auditor Fiona of Lorrd den Sklavenring aufgedeckt hatte, wurde auch innerhalb der beteiligten Ammuud-Clans eine rigorose Säuberungsaktion durchgeführt. Roak Assyn galt lange inoffiziell als der Drahtzieher, doch konnte man ihm nie etwas nachweisen. Roak selbst hatte die Anschuldigungen brüsk zurückgewiesen und stattdessen einen Sündenbock präsentiert. Er war freigesprochen worden.
In dieser Situation wäre es Tendris wohl recht gewesen, Roak zu erschießen. Nachdem er sowieso bereits einen Angehörigen seines Clans getötet hatte – was auf Ammuud eine Todsünde war, sofern es nicht in einem „ordentlichen“ Zweikampf ausgetragen wurde -, hatte er seine Mitgliedschaft im Clan sowieso verwirkt. Aber gegen zwei Clankrieger auf einmal anzutreten, so verrückt war Tendris nicht.
Also feuerte er nur einige ungezielte Warnschüsse in Richtung der Wachen und rannte aus dem Gebäude, in Richtung des nahen Landefelds.

Im Laufen schaltete er die Waffe von „Töten“ auf „Betäuben“. Viele der Wachen hier auf der Festung waren seine ehemaligen Freunde. Er brachte es nicht übers Herz, weitere sinnlose Morde zu begehen.

Auf der Landeplattform standen zwei Clankrieger Wache. Sie hatten vom Tumult im Hauptgebäude noch nichts gehört und unterhielten sich angeregt. Während er auf die Plattform stürmte, feuerte Tendris zwei Salven auf die beiden Wachen ab. Die eine wurde von den blauen Strahlen getroffen und ging zu Boden, die zweite Salve verfehlte ihr Ziel jedoch.

Es war, wie Risant gehofft hatte: Ein großes Shuttle der Lambda-Klasse stand auf dem Landepad. Auf der Seite prangte das große Signum der CSA – offenbar war Cret mit diesem Gefährt gekommen. Die Wache, die er verfehlt hatte, hatte sich mittlerweile in Deckung gerollt, hinter einigen Frachtcontainern, die am rechten Ende des großen Landepads standen. Im Kopf rechnete Tendris die Entfernungen durch. Es konnte ihm vielleicht gelingen, das Shuttle zu erreichen, bevor die Wache am anderen Ende einen Schuss anbringen konnte.
Auf jeden Fall war Eile geboten: Im Hintergrund hörte er bereits, wie mehrere Wachen hinter ihm aus dem Hauptgebäude stürmten. Tendris sprang auf und feuerte einige Schüsse in Richtung der Deckung des Kriegers. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Rampe.
Plötzlich spürte er einen sengenden Schmerz im linken Arm. Er taumelte und knallte gegen die Hülle des Shuttles. Mit der freien Hand hieb er auf die Kontrolle zum Senken der Rampe. Es war ihm, als fing sein linker Arm Feuer.

Mit einem Knarzen senkte sich die Rampe des Shuttles langsam nach unten. Cret, ich liebe dich!, fuhr es ihm durch den Kopf. Er hätte den Ryn küssen können. Cret hatte das Shuttle nicht verriegelt. Tendris schleppte sich die Rampe hinauf und hieb auf die Schließkontrolle. Er versuchte, den stechenden Schmerz im linken Arm zu ignorieren, als er die Systeme des Shuttles aktivierte.
Risant aktivierte die Repulsortriebwerke und das Shuttle schwebte davon. Wenig später, viel zu früh, schaltete er den Sublicht an, um so schnell wie möglich aus dem Feuerradius der automatischen Verteidigungskanonen der Basis zu kommen. Der Schmerz machte ihn fast ohnmächtig. Das Shuttle wurde durchgeschüttelt, als einige Schüsse der Kanonen ihr Ziel trafen. Tendris zog das kleine Shuttle hart nach oben und brachte es in einem sehr steilen Winkel aus der Atmosphäre. Ihm wurde schwindelig. Die Trägheitsstabilisatoren sind ausgefallen!, fuhr es ihm durch den Kopf. Oder kam es von der Verletzung? Er wusste es nicht. Es war auch egal. Sein Körper wurde momentan mit Adrenalin überschüttet, das ihm wohl erlaubte, noch einige Minuten bei Bewusstsein zu bleiben.

Wenig später hatte er die Atmosphäre hinter sich gelassen und den Navigationscomputer programmiert. Er wusste nicht, welches Ziel er ansteuern würde, da er keine genauen Parameter angegeben hatte. Tendris riss ein Erste-Hilfe-Set aus dem Wandschrank und begutachtete seine Wunde. Lange würde er die Schmerzen nicht mehr aushalten. Auf einmal traf ihn die Wahnwitzigkeit seines ganzen Unternehmens wie ein Hammerschlag. Das Gefühl, sich stellen zu müssen, seine gerechte Strafe abzubüßen, nahm überhand. Aber jetzt war es bereits zu spät.

Er hatte Glück. Die Haut an der Oberfläche und etwas Fleisch darunter waren vollständig verbrannt und kauterisiert, aber offenbar hatte ihn der Schuss nicht vollständig getroffen. Er verband die Wunde mit einem Bacta-Verband, dem er dem Medikit entnommen hatte. Die Schwindelgefühle waren nicht verschwunden. Im Gegenteil, sie paarten sich nun mit Übelkeit. Er würgte. Wie lang würde er sich noch wach halten können? Das Shuttle machte einen Satz und das Cockpit wurde erfüllt von einem gleißenden Blau. Doch das sah Tendris nicht mehr.
Er war bereits ohnmächtig.


Auch die Tränen eines grauhaarigen Mannes mit falkenartigen Zügen, der auf dem höchsten Turm der Glayyd-Festung stand und in den Weltraum hinausblickte, sah er nicht mehr.
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:19, insgesamt 2-mal geändert.
Sir Tendris Risant, Fleet Admiral (ret.), KP

+ Oberster Ratsherr von Ammuud - Mor Glayyd
+ Gouverneur der Bank von Ammuud
+ ehemaliger Chief of Naval Operations, Director of Naval Intelligence und Verteidigungsminister der Neuen Republik

Character Theme: "Whitesnake - Soldier Of Fortune (unplugged)"

Javir
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Beitrag von Javir » Sonntag 28. November 2004, 21:31

Super Story! :super:
Gezeichnet
~ Sir Javir Tyr, General (a.D.)
--------------------------------------------------------
+ ehem. Kommandant der HCr 'Nightingale'
+ ehem. Vice Command in Chief New Republic Fleet Intelligence
+ Knight Errant of the Star Kingdom of Hapes
+ im Ruhestand ebendort

Tendris Risant
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Soldier of Fortune - (II) Life of a Drifter

Beitrag von Tendris Risant » Montag 29. November 2004, 18:59

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(2) Life of a Drifter
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Like a Drifter I was born to walk alone…

Noch immer 3 Jahre vor der Schlacht von Yavin, etwas später..

1. Tatooine

Szene: Einige Tage später, Austritt aus dem Hyperraum

Die Fähre verliess den Hyperraum einige Tage später. Tendris aktivierte die Scanner und ließ gleich ein Diagnoseprogramm laufen. Bei der Flucht von Ammuud war sein „neues“ Shuttle ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Defensivkanonen hatten mehrmals das Passagierabteil getroffen; die Hülle war an einigen Punkten schwer beschädigt worden; die Waffen waren noch halbwegs funktionstüchtig, ebenso die Schilde; die Manövertriebwerke waren ausgefallen, die Repulsoren leicht beschädigt. Es würde eine holprige Landung werden.

Grimmig warf er einen Blick auf den Monitor des Navigationscomputers und versuchte, sich zu orientieren. Das Shuttle war in einem Binärsystem aus dem Hyperraum gekommen. Tendris konsultierte die Karten und konnte das System als „Tatoo-System“ identifizieren. Der primäre Planet, eine karge Wüstenwelt, hörte auf den Namen Tatooine. Tatooine? Er hatte diesen Namen noch nie gehört. Den Koordinaten nach zu urteilen, war er ziemlich weit gereist, durch den halben Outer Rim.
Er steuerte das Schiff durch die Atmosphäre des Planeten und ließ den Computer nach den Leitstrahlen verschiedener Raumhäfen suchen. Nichts als Wüste!, ging es ihm durch den Kopf. Das wird 'n Spaziergang..

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der Computer des Shuttles einen Leitstrahl eines Raumhafens ausgemacht hatte. Offenbar war diese Technologie hier nicht verbreitet, dachte er verwundert und programmierte den vom Leitstrahl vorgeschriebenen Kurs in den Autopiloten des Shuttles ein. Wenig später landete das lädierte Shuttle in einer Landebucht auf dem größten Raumhafen des Planeten, Mos Eisley. Aus dem Waffenschrank nahm Tendris einen Blaster samt Holster und schnallte ihn um. Zöllner konnte er keine erkennen, was ihn, der nur die geordneten Welten des Corporate Sector gewöhnt war, irritierte. Er holte tief Luft und trat von der Rampe des Shuttles auf den sandigen Boden der Landebucht.

Szene: Kurz darauf, Mos Eisley, Tatooine

Es war heiß. Sehr heiß. Erdrückend heiß. Der Schweiß ronn ihm aus allen Poren und durchnässte seine Kleidung. Da sein Heimatplanet Ammuud ein Planet mit gemässigtem Klima war, war Tendris diese trockene Hitze nicht gewohnt. Trotzdem machte er sich auf, eine Bar zu finden. Was bleibt mir auch anderes übrig..? Auf dem Weg durch die schmutzigen, versandeten Straßen Mos Eisleys überprüfte sein Hab und Gut: 2000 CSA-Credits und ein lädiertes SFS-Shuttle der Lambda-Klasse samt Ausrüstung.
Gedankenversunken ging er auf ein kleines Gebäude zu, das nach einer Bar aussah. Tendris betrat die Spelunke unsicher. „Hey, diese Sorte wird hier nicht bedient!“, ertönte eine barsche Stimme irgendwo aus der verrauchten Cantina. Tendris wandte sich um, als sei er das Opfer dieses verbalen Anschlags. Wie es schieß, meinte der nicht allzu freundliche Rufer nicht ihn, sondern einen ausgemergelt aussehenden Mann in den mittleren Jahren, der einen noch schlimmer aussehenden Protokolldroiden mit sich führte. Das seltsame Paar aus Mensch und Droide drehte auf dem Absatz um und verließ die Cantina. Tendris bahnte sich seinen Weg durch die Ansammlung von Tischen und Stühlen Richtung Tresen und sah sich um. Er sah viele Menschen, einen Aqualish, einen Lafra und diverse Angehörige von Spezies, die er noch nie gesehen hatte. Ein massives Wesen, dessen Haut aus Stein bestehen zu schien und über eine Art riesige Schnauze verfügte, fiel ihm besonders auf.

„Ein Gu’hal-Ale.“, orderte Tendris und musterte den Barkeeper. Er hatte zwar schon viele Menschen gesehen, die nicht gerade von Schönheit gezeichnet waren, aber dieser Mann war wirklich extrem hässlich. Das Gesicht des Menschen verzog sich zu einer teuflisch anmutenden Fratze, die ihn noch hässlicher machte – etwas, das Tendris nicht mehr für möglich gehalten hatte. „Was’n das?“, grunzte die Gestalt. Die barsche Stimme, die vor kurzem das Gruesome Twosome aus dem „Etablisement“ verwiesen hatte. Der junge Flüchtling verzichtete auf eine Erklärung und winkte ab. „Gib mir das lokale Gebräu hier.“ Der Barkeeper grunzte ein weiteres Mal und verschwand mit dem Arm unter dem Tresen, um Tendris kurz darauf einen mit einem bräunlich-bläulichem Getränk mit riesiger Schaumkrone gefüllten Humpen auf den Tresen zu knallen. „Bist wohl nich von hier, eh?“ „Aye.“, erwiderte Tendris so lässig wie möglich. In einer solchen Umgebung fühlte er sich nervös. Er schob es auf das Unbekannte, die Umgebung, eine Welt auf der anderen Seite der Galaxis. „Woher?“ Er ging kurz seine Alternativen durch und entschied dann, nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit.. im CorpSec gab es nur eine Wahrheit: Die der CSA. „Cadomai.“ Unwahrheit! Es fühlte sich richtig gut an, wie ein Kind, das die Süßigkeiten aus dem Vorratsschrank stiehlt und nicht erwischt wird. Freiheit.. Er begann, sie zu mögen.

Auf den fragenden Blick des Barkeepers hin lachte er, wie er hoffte, überzeugend. „Am Arsch der Galaxis.“ Auch der Barkeper lachte. Dieses Lachen hatte aber keinerlei Ähnlichkeit mit einem normalen menschlichen Lachen, eher hörte es sich an wie das Wiehern eines lafranischen Dingos. „Wuher.“, stellte er sich selbst vor. „Von einem Arsch zu anderen? Steht wohl auf Abenteuer?“ Er pausierte kurz für den Effekt, als würde er nun ein galaxiserschütterndes Statement machen. “Du gefällst mir.“ Und um diesen wichtigen Punkt zu unterstreichen, pausierte er ein weiteres Mal. “Wohl auf der Suche nach Arbeit?“ Tendris nickte nur und nahm einen kräftigen Schluck des Biers.

In diesem Moment kam es ihm vor, als würde heißes, ranziges Öl, gemischt mit den schleimigen Exkrementen desselben lafranischen Dingos, seine Speiseröhre hinabfließen. Einfach gesagt: Es schmeckte ekelhaft. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, blickte Wuher an. In diesem Moment verband er seine Theorie über die Herkunft des Gebräus mit der Einordnung von Wuhers Lachen. Allein der Gedanke daran verstärkte die aufwallende Übelkeit noch. „Mh.. Tendris.“ Er röchelte etwas, versuchte es als Lachen zu tarnen, was nicht wirklich glückte. “Jepp, Pilot.“ Wuher nickte ebenfalls, wissend, und konnte ein weiteres Wiehern nicht unterdrücken, als er Tendris’ gequälten Gesichtsausdruck sah; das Vetuschungsmanöver hatte nicht wirklich getaugt. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, erwiderte der Barkeeper: “Mach dir nix draus, da muss hier jeder mal ran.“, und deutete mit dem Daumen auf einen Menschen in den mittleren Jahren, der gerade mit einem anderen Menschen, ungefähr in Tendris’ Alter, sprach. „Falls du dir was verdienen willst.. Der braucht `nen Co-Piloten. Sag, Wuher schickt dich.“ Als wäre das die beste Referenz, die man nur haben könnte. Der junge Mann leerte den Humpen mit einem letzten Zug – genoss ein letztes Mal das überaus köstliche Aroma - und machte Anstalten zu zahlen. Wuher grinste wieder auf seine ekelhafte Art. „Geht auf’s Haus.“ Tendris quälte sich zu einem Lächeln, als wäre er dankbar dafür. “Viel Glück.“
Er nickte zum Abschied und bahnte sich seinen Weg in Richtung des Mannes. Sein Gesprächspartner war verschwunden. „He! Können Sie mir helfen?“ Der Angesprochene, ein Mensch in den mittleren Jahren mit langsam ergrauendem Haar, drehte sich in die Richtung des Rufes und blickte ihn forschend an. „Was gibt’s?“, entgegnete er in einem nicht unbedingt unfreundlichen Ton; Tendris glaubte jedoch, etwas Härte aus der Stimme herauszuhören – nur für den Fall, das man Ärger machen wollte, anscheinend als kleine Warnung: Nemo me impune lacessit! Ein leichtes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, als er an den Spruch, und an alles, was damit zusammenhing, zurückdachte. “Wuher schickt mich. Ich such `ne Möglichkeit, von diesem Felsbrocken runterzukommen. Hab gehört, Sie suchen `nen Co-Piloten.“, entgegnete er so lässig wie möglich. Er hoffte, es dieses Mal besser hinzubekommen als bei Wuher. Aber hey, Übung macht den Meister.. Das schleichendes Unwohlsein, das sich weiter in seinem Magen ausbreitete, kriechte langsam auch nach oben. Oder, besser gesagt, gewisse Substanzen fanden ihren Weg nach oben. „Was hast du denn?“ „Mein altes Schiff, 'n lädiertes Shuttle, Sienar Fleet Systems, Lambda-Klasse.“ Der Mann nickte, plötzlich interessiert. „Und du bist Pilot?“ „Aye.“ Zu seinem physischen Unwohlsein gesellte sich jetzt noch ein gewisses Unbehaben ob der unbekannten Situation. Dennoch dachte er, es dieses Mal besser unter Kontrolle zu haben als bei dem Zusammentreffen mit Wuher. „Bo Shek.“ Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. Der junge Pilot nahm die angebotene Hand und schüttelte sie. „Wollen wir gleich mal sehen, was du so drauf hast.“

Szene: Kurz darauf, Startrampe 55

Es stellte sich heraus, dass Bo Sheks Schiff in der Landebucht neben der, in der Tendris sein Schiff gelandet hatte, ankerte. Eine halbe Stunde lang begutachtete der ältere Pilot Tendris’ Shuttle. „Was beim Xendor hast du mit dem Ding gemacht?“ Tendris zuckte mit den Schultern. „Musste vor 'n paar Verfolgern fliehen und bin in `nen Asteroidensturm gekommen.“ Bo Shek nickte. „Sieht man. CSA?“ Also hat er die Markierungen bemerkt. Schnelle Auffassungsgabe, Charisma, eine gewisse mystische Aura, die ihn umgibt. Bo Shek interessierte ihn immer mehr. Tendris tippte auf Schmuggler – Ein Pakt mit dem Teufel..? Schließlich war es bis vor wenigen Tagen seine Jobbeschreibung gewesen, eben diese Leute, mit denen er jetzt verkehrte, ans scharfe Messer der CSA-Justiz zu liefern. „Jupp. War `ne.. heikle Geschichte.“ Shek nickte und grinste. „Glaub ich. Hatte selbst schon einige Run-ins mit den Schergen der CSA.“ Er blickte den jungen Piloten forschend an. „Also gut. Willst du die Stelle?“ Tendris nickte etwas gequält, doch auch erleichtert. Obwohl das nichts heißen sollte – Bo Shek hatte nicht mal nach seinen fliegerischen Qualifikationen gefragt. „Warum nicht?“ „Gut. Einen, der der CSA entkommen kann, kann ich gebrauchen.“ Erleichtert lächelte der junge Mann. Diesmal war es ein ehrliches, aus dem Herzen kommendes Lächeln. Er hatte den Test wohl bestanden. „Danke.“ Bo Shek zwinkerte. „Nicht der Rede wert. Jetzt schauen wir mal, ob wir die Schrottkiste hier noch loswerden. Ich kenne da jemanden...“

Szene: Wenig später, Mos Espa, ein kleines Geschäft in einer Nebenstraße

„300 000?!“

Der blaue Toydarianer schlug heftig mit seinen kleinen Flügelchen. „Du bringst mich in den Ruin!“, rief das kleine Wesen weinerlich. „Ersatzteile für Sienar-Schiffe sind selten.“, entgegnete Bo Shek kühl. „200 000! Mein letztes Angebot.“, quäkte die Karikatur eines harten Geschäftsmanns unter schwerem Flügelschlag. Der ältere Pilot grinste. „Ich wusste, du wirst vernünftig.“ Er klopfte ihm auf die fast nicht existenten Schultern und der Toydarianer stieß einen huttischen Fluch aus. Er surrte durch sein Geschäft und förderte von irgendwoher einen Stapel Truguts zutage und überreichte Bo Shek die Credit-Chips. Tendris konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was ihm ein beleidigtes Zischen seitens des fliegenden blauen Wesens einbrachte.
Wenig später verließen die beiden Partner-in-spe das Geschäft, Bo Shek überreichte Tendris den Stapel. Zwar hatten sie laut Bo Shek das Beste rausgeholt, aber trotzdem hatte Tendris das unbestimmte Gefühl, von dem kleinen blauen Wesen über den Tisch gezogen worden zu sein…

Szene: Eine Stunde später, zurück in Mos Eisley, Startrampe 56

„Das ist mein Raumschiff, die Infinity.“ „SoroSuub Starmite, Modell C.“, warf Tendris ein, der eine günstige Gelegenheit sah, Bo Shek mit seinem Wissen zu beeindrucken. Modell C war eine Sonderanfertigung, limitierte Auflage um etwa 250 000 Stück. Tendris wollte gar nicht wissen, wie Bo Shek an dieses Schiff gekommen war. Es sah zudem stark modifiziert aus. „Stimmt!“, entgenete Bo Shek milde überrascht. „Du kennst dich wirklich aus.“ Er nickte anerkennend. Tendris verzog das Gesicht. Er spürte die Übelkeit, durch den Geldsegen etwas betäubt, wieder hochsteigen. „Entschuldige mich.“, brachte er noch heraus und wandte sich um, würgte und übergab sich. Und übergab sich. Und übergab sich. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er schließlich auf den kleinen Berg seines gesamten Mageninhalts schaute. Hinter ihm hörte er Bo Sheks schallendes Lachen. „Wohl mit Wuhers Gebräu in Berührung gekommen.“ In Gedanken verfluchte Tendris den hässlichen Barkeeper, aber beschloss, böse Miene zum guten Spiel zu machen und grinste. “Dafür muss ich erstmal deine Bordküche plündern, das haste jetzt davon.“
Nachdem er seine wenigen Habseligkeiten, die er aus dem lädierten Shuttle geborgen hatte, im Stauraum über seiner Pritsche verstaut hatte, und sich in der Bordküche diverse exotische Spezialitäten – Bo Shek achtete wohl auf frisches Essen – in sich hinein gestopft hatte, traf er seinen Partner im kleinen Cockpit des Frachters. „Wo geht’s als Erstes hin, Boss?“, fragte er noch mit halbvollem Mund. Diese bothanischen Kra`yr-Kräcker waren so wahnsinnig schwer hinterzuschlucken – zumindest für menschliche Speißeröhren. „Gamorr. Der örtliche imperiale Kommandant hat wohl ein Faible für Mon Calamari-Kunst.“ Der frischgebackene Co-Pilot nickte und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Worauf warten wir noch?“
Während Bo Shek noch einige Besorgungen im Raumhafen erledigte, sandte Tendris eine Nachricht an Cret von einem öffentlichen Terminal – nachdem er eine halbe Stunde durch den Raumhafen geirrt war, auf der Suche nach einem funktionierenden Terminal – und war wenig später auf dem Weg nach Gamorr.
In eine neue Zukunft.

I can hear the sounds of the wind-mill goin` round…



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LYRICS by Deep Pure: “Soldier of Fortune” (Soldier of Fortune – The Greatest Hits, ’94, © by EMI Records)
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
Sir Tendris Risant, Fleet Admiral (ret.), KP

+ Oberster Ratsherr von Ammuud - Mor Glayyd
+ Gouverneur der Bank von Ammuud
+ ehemaliger Chief of Naval Operations, Director of Naval Intelligence und Verteidigungsminister der Neuen Republik

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Gast

Beitrag von Gast » Montag 29. November 2004, 19:22

Schreib ruhig weiter. ^_^

Tendris Risant
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Beitrag von Tendris Risant » Dienstag 30. November 2004, 21:09

2. Kothlis

Szene: 8 Monate später, im Hyperraum, irgendwo zwischen Nal Hutta und Kothlis

Der Hyperraum. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer eines jungen Piloten, der mit der Nase an die Transparistrahlscheibe gepresst die rosa-blau-weißen Farbenspiele dieser alternativen Dimension beobachtete.., oder so.
Tendris streckte sich und schob einen weiteren Kar`yr-Kräcker in den Mund, zermalmte ihn unter seinen Zähnen. Er hatte die bothanische Küche über die Monate schätzen gelernt; Bo Shek hatte ihn einmal auf ein Essen mit einem bothanischen Geschäftspartner auf Torolis mitgenommen und ihn vorher über sämtliche zeremonielle Regeln bei einem bothanischen Essen aufgeklärt. Ein Vorgang, der ungefähr zwischen zwei bis drei Stunden gedauert hatte. Aber es hatte sich gelohnt: Die bothanische Küche hatte es in sich. Wie die Bothaner selbst: Immer für Überraschungen gut.
Mit etwas Wehmut dachte er an die Tage, die vor ihm liegen würden: Dies war sein letzter Flug mit Bo Shek für eine lange Zeit. Kurz vor ihrem Abflug hatte sein Mentor ihm eröffnet, dass er sich von nun an allein durchschlagen musste. Er müsse einigen Geschäften nachgehen und ein paar alte Gefallen erfüllen; Gefallen, wo er seinen jungen Partner nicht gebrauchen könnte.
Tendris hatte in dem halben Jahr, in dem er mit Bo Shek geflogen war, viel gelernt und hatte Verständnis für seinen Boss. Ihr neues Ziel war Kothlis, eine bothanische Kolonie. Es kam ihm langsam vor, als wären die Bothaner die besten Kunden von Bo Shek..


Szene: 7 Stunden später, Raumhafen Tal’cara, Kothlis

“Beeindruckend, nicht?“ Tendris zuckte zusammen und wandte sich um. Unbemerkt hatte sich ein kleiner Bothaner, mit einem festen cremefarbenen Fell und würdevollen Zügen, zu ihm gesellt, während er eine majestätisches palastartiges Gebäude, das sich hoch über den Raumhafen erhob, begutachtete. Tendris nickte nur. “Ich wusste nicht, dass die Bothaner so große Baumeister sind.“, erwiderte er geistesabwesend. Das zauberte ein Lächeln auf das Gesicht seines bothanischen Begleiters. “Ja, so sind wir.. immer für eine Überraschung gut.“ Etwas in der Stimme des Bothaners irritiere Tendris. Es erinnerte ihn an die Politiker des ExO-Boards, wenn sie versuchten, die andere Fraktion von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Er wandte seinen Blick von dem Gebäude ab und studierte stattdessen den Bothaner. Das Lächeln verließ das Gesicht seines Gegenübers, das sich den musterndem Blick offenbar wohl bewusst war, nicht. “Und was treibt Sie hierher, junger Mensch?“ Tendris hob und senkte die Schultern. “Arbeit.“ Der Bothaner – Tendris hielt ihn mittlerweile entweder für einen Politiker oder einen lokalen Gangsterboss – nickte langsam, interessiert. “Sie sind Pilot?“ Auf das Nicken des jungen Menschen fuhr er fort: “Ich könnte Piloten brauchen. Gute Piloten, versteht sich.“ Er zwinkerte Tendris verschwörerisch zu. “Frachttransport und Ähnliches. Hier haben Sie meine Karte, wenn Sie sich sich überlegen möchten.“ Tendris nahm die Holovisitenkarte entgegen: Borsk Fey`lya. Ratsherr Tal`cara. Eine andere Berufsbezeichnung war nicht angegeben. Weshalb würde ein Ratsherr einen Frachtpiloten brauchen? Dieser Bothaner machte ihn immer neuriger. “Aber Mama hat gesagt, ich soll nichts von fremden Männern annehmen.“ Nun war es an Tendris, zu zwinkern. Der Bothaner hingegen brach in Lachen aus – “Überlegen Sie sich’s, junger Mann, überlegen Sie sich’s.“ Er wandte sich zum Gehen.

“Wo treibst du dich wieder rum?!“, ertönte hinter ihm eine altbekannte Stimme. Nachdem der Bothaner verschwunden war, hatte Tendris die Karte eingesteckt und war wieder dazu übergegangen, das Gebäude in all seinen Facetten zu studieren. Nun drehte er sich lächelnd um. “Geschäft erfolgreich, Boss?“ Das Grinsen auf dem Gesicht seines Mentors sagte alles. “Oru`cya war sehr zuvorkommend. Wenn man weiß, wie man diese Leute anzupacken hat, ist alles ganz einfach.“ Er zwinkerte. „Was haben wir da eigentlich transportiert?“, fragte Tendris beiläufig. Nicht dass er eine Antwort erwartete. „Ich weiß es nicht und ich will es gar nicht wissen.“ Wieder dieses verschwörerische Zwinkern, das wohl bei geheimnisvollen Personen Standard war. Bo Shek musterte seinen „Schüler“. “Jetzt musst du dich allein durchschlagen.“ Er lächelte sanft. Mittlerweile hatten sie die Kontrollen am Raumhafen wieder passiert und waren beim Schiff angelangt. „Mach es gut, Junge.“ Sein Mentor verschwand kurz und warf ihm einen Sack mit seinen Habseligkeiten aus der Luke. Er zögerte etwas. „Und.. wenn du mal was brauchst und in Schwierigkeiten bist...“ Er warf ihm ein Pad runter. „.. komm dahin.“ Tendris fing es auf, dankte, und schwang sich den Navy-Sack, mit obskuren Symbolen irgendeiner fernen Welt bestickt, über die Schulter. Er verabschiedete sich und machte sich durch die Passkontrolle, die er mit Hilfe des von Bo Shek erhaltenen meisterhaft gefälschten passes, passierte auf in Richtung Stadt.

Ziellos wanderte er durch die Straßen von Tal’cara und musterte er die Wesen, die ihm entgegenkamen. Ausschließlich Bothans: der Tourismus scheint hier ja nicht gut zu laufen., dachte er sarkastisch. Wie auf Bestellung erschien auch gleich der Grund für das Tief der Tourismusindustrie: Eine Patrollie bestehend aus weißgepanzerten imperialen Sturmtruppen zerrte mehrere Bothaner über einen Platz, auf ein wartendes Hoverfahrzeug zu. Tendris verabscheute die bigotte Politik des Imperiums im Stillen und fragte sich noch immer, wieso die CSA diese Diktatur unterstütze. Nun, eigentlich stellte er sich diese Frage seit Sernpidal nicht mehr: Profit. In der CSA ging es nur um Profit. In vielerlei Hinsicht war sie nicht besser als das Imperium, jedoch ließ sie den Planeten wesentlich mehr Selbstbestimmung als das Coruscanter Regime. Er verdrängte die politisch gefährlichen Gedanken und ging auf eine eher schäbig aussehende Herberge, die er in einer Seitenstraße entdeckt hatte, zu. Als er eintrat wurde er vom Besitzer, selbstverständlich ein Bothaner, misstrauisch beäugt. „Ich hätte gerne ein Zimmer.“ sagte Tendris freundlich. „Hierher kommen nicht viele Menschen.“, entgegnete er mit einer gewissen Feindseeligkeit in der Stimme. Ob sie politisch motiviert war, oder von der Profitgier des Bothaners herrührte, konnte Tendris nicht sagen. „10 Credits pro Nacht.“, entgegnete der Besitzer barsch. Tendris wägte beide Möglichkeiten ab und warf schließlich lächelnd hundert Credits in 20-Cred-Chips auf den Rezeptionstisch. „Können Sie mir sagen, wo ich ein Raumschiff kaufen kann?“ Das Gesicht des Besitzers erhellte sich beim Anblick der Chips und sein grünes Fell richtete sich auf. Profitgier. Der junge Pilot nickte zu sich selbst. „Gehen Sie in Richtung Zollstation, dann links über den Alra`kya Torg, die zweite rechts in die Mur`cara Gata. Ceok Oru’cya hat einen großen Fuhrpark.“ Tendris kräuselte die Stirn bei der Erwähnung des Namens und dankte dem Bothaner. Der warf ihm einen Schlüssel zu, den Tendris mehr oder weniger geschickt auffing. Er verabschiedete sich und machte sich auf die Suche nach seinem Zimmer durch die verschlungenen Gänge der Herberge.

Szene: Eine Stunde später, Oru’cya Used Spaceships, Tal’cara, Kothlis

Nachdem er eine Stunde durch die Stadt geirrt war und versucht hatte, der Beschreibung des Bothaners zu folgen, hatte er schließlich einen örtlichen Bürger konsultieren müssen, der ihm den Weg dann recht genau beschreiben hatte können. Wenige Minuten später betrat er schließlich Oru’cyas Laden.
Draußen wurde es langsam dunkel. Geistesabwesend überprüfte Tendris seine Finanzen, zum fünften Mal, seitdem er die Herberge verlassen hatte. Von der Zeit mit Bo Shek hatte er 450 000 Credits erwirtschaftet, plus die 200 000, die er beim Verkauf des Shuttles erhalten hatte. Auf einer Zollstation nahe Thalassia hatte er die 200 000 Credits, die er in Truguts erhalten hatte, in imperiale Credits umgetauscht. Es waren 175 000 Credits übrig geblieben. Zwar hatten ihn die imperialen Zöllner gehörig über den Tisch gezogen, jedoch machte das Tendris kaum was aus, da er und Bo Shek in dem halben Jahr die Imperialen um ein Vielfaches dieses Betrags betrogen hatten. „Guten Abend, werter Herr.“, begrüßte ihn Oru`cya, der in der Nähe umherwanderte. „Was wünschen Sie, werter Mensch?“ Tendris glaubte, hinter der freundlichen Fassade etwas Misstrauen zu erkennen, was auch in Oru`cyas Stimme mitschwang. Bo Sheks Worte hallten in seinem Kopf wider: Achte nicht darauf, was jemand sagt, sondern WIE er es sagt. Ein Bothaner kann dich freundlich anlächeln und dir gleichzeitig Tod und Teufel androhen. „Ich suche einen kleinen Transporter oder etwas Vergleichbares. Was haben Sie im Angebot?“ Der Bothaner bedeutete ihm, zu folgen. Die Lagerhalle war groß, vollgepackt mit corellianischen YV- und YT-Transportern, SoroSuub-Frachtern, einigen gefloppten Modellen von Incom und mehreren Modellen, die so fremdartig aussahen, dass Tendris nicht schlecht staunte.

In Anbetracht des bereiten Angebots grübelte der junge Pilot lange nach, als er in einer Ecke mehrere Ghtroc-Frachter erkannte. Ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht und er bedeutete Oru`cya, dass er sich diese Modelle näher ansehen wollte.
Nach einer kurzen Besichtung eines 920er-Frachters begannen die Verhandlungen über den Preis. Auch hiervor hatte Bo Shek in gewarnt.
„400 000 Credits.“, war Oru`cyas Angebot
„200 000.“, engegnete der junge Pilot bestimmt.
„350 000.“
„250 000.“ Nach einer kurzen Effektpause fügte Tendris hinzu: “Der 920er Typ hat einen Fabrikrationsfehler in den alluvialen Dämpfern.“
„Also gut, 325 000.“
„275 000. Der Hyperantrieb könnte dadurch beschädigt werden.“
Das bronzene Fell des Bothaners richtete sich auf.
„300 000. Inkl. Registrierungsgebühren. Mein letztes Angebot.“
Tendris grinste triumphierend. Er hatte in der Zeit mit Bo Shek einiges an Selbstvertrauen zurückgewonnen.
„Deal. Wann kann ich das Schiff abholen?“ Ceok Oru`cya musterte ihn mit versteinerter Miene. „Morgen, Plattform 456. Ich kümmere mich um die Einzelheiten und die Papiere. Treffen Sie mich um 9 Uhr an der Zollstation.“ Er sah nicht sehr glücklich aus, als er ihm ein Pad mit einem Code gab. Doch dann hellte sich seine Miene etwas auf. „Bo Shek hat Sie viel gelehrt.“, fügte er mit einem geisterhaften Lächeln zu. Tendris zuckte etwas zusammen, sagte aber nichts. Nachdem er den Vertrag mit Fingerabdruck unterzeichnet hatte, machte sich auf den Weg zurück zur Herberge. Alles in allem eigentlich ein erfolgreicher Tag in einem neuen Leben..

Szene: Am nächsten Morgen, Raumhafen Tal’cara, Landeplattform 456

Tendris war schon früh aufgestanden, hatte seine Sachen gepackt und war auf dem Weg zum Raumhafen. An der Zollstation lief alles ohne Zwischenfälle. Die neue ID, die Bo Shek ihm verschafft hatte, war nicht aufgeflogen. Er unterzeichnete die verschiedenen Papiere, bezahlte die Zusatzgenehmigungen und wechselte einige karge Worte mit den Zollbeamten und Oru`cya. Es schien alles ausnahmsweise mal reibungslos abzulaufen, unglaublicherweise.
Er erreichte die Landeplattform ohne Zwischenfälle und erkannte das Schiff schon von Weitem. Das Schiff. Sein Schiff. Tendris zog das Pad hervor aus einem Navy-Sack und die tippte den Code ein, woraufhin die Rampe langsam runterfuhr. Ohne Umschweife machte er sich auf den Weg ins Cockpit und gab einen weiteren Code ein, der auf dem Pad angezeigt wurde. Die Registration war bereits abgeschlossen, stellte er zufrieden fest. Der Computer fragte an, ob er dem Frachter einen speziellen Namen geben wollte. Tendris grinste und dachte zurück an die Cantina auf Tatooine, wo alles angefangen hatte. The Gruesome Twosome? Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er entschied sich jedoch für Fair Lady, eine Hommage an Ana, die er wohl kaum wieder sehen würde.
Tendris übermittelte das Datenpaket an die Registrierungsbehörde und rief die Flugkontrolle. „Tal’cara Flugkontrolle hier.“, meldete eine gelassene Bothan-Stimme. „Hier Frachter...“ Ein kurzen Blick auf die Registrierung. „ I-KT-29283-TC, die `Fair Lady`. Erbitten Starterlaubnis von Plattform 456.“ Eine Pause, als der bothanische Flugwart die Registrierung überprüfte. „Starterlaubnis erteilt. Guten Flug!“
Tendris schaltete ab und aktivierte die Repulsoren. Der 920 schwebte sanft nach oben und als er den Sicherheitsabstand zur Plattform überwunden hatte, aktiviere er die Sublichttriebwerke und startete durch. Mit etwas Wehmut dachte er zurück an seine Grundausbildung an der Authority Defense Academy, wo als ein Teil der Flugausbildung auch einige Stunden mit einem Ghtroc-Modell vorgesehen waren. Als er durch die Atmosphäre von Kothlis brach und die Golan-3 und die Frachtstationen passiert, fühlte er sich glücklich. Er hatte sich noch nie so glücklich gefühlt. Fast. Fast nie. Sein Gedanken wanderten zurück zu Ana, doch Tendris verdrängte sie wieder. Er musste in die Zukunft blicken. Endlich ein eigenes Schiff! “Und wo geht’s jetzt hin?“ Mit neuem Elan studierte er die Karte. “Hmm.. Esseles..? Kalabra...? die Kernwelten...? Der Rand wird wohl sicherer sein..“ Plötzlich schrillte der Annäherungsalarm. „Was zum..?“
Tendris warf einen Blick aus dem Cockpitfenster.. - und sein Atem stocke. Eine riesige Speerspitze schwob sich durch den Weltraum genau auf ihn zu. „Nein..“, besann er sich. „Das Imperium möchte nichts von mir.“ Er schüttelte den Kopf. „Warum auch?“ Plötzlich piepte sein Komm. „Unidentifizierter Frachter! Hier spricht der Imperiale Sternzerstörer `Aggregator`.
Identifizieren Sie sich und bereiten Sie sich auf eine Kontrolle vor!“
, bellte eine barsche Männerstimme. Der junge Pilot schluckte hart und verfluchte die imperiale Standardprozedur, erstmal jeden im Sektor ans Bein zu pinkeln, bevor man sich dem eigentlichen Ziel zuwandte. Was wohl irgendwo auf Kothlis lag. Er wusste nicht wieso, aber ein Gesicht tauchte in diesem Zusammenhang in seinen Gedanken auf. Er schob die störenden Gedankengänge beiseite und besann sich auf das Hier und Jetzt. Überleben. Egal, wie gut die gefälschte ID Bo Sheks auch war, sie war nur für den Schiffskauf gedacht gewesen und wurde einer genauen Überprüfung durch das Imperium wohl nicht standhalten. Was sollte er tun? Der Sternzerstörer schleuste TIE-Jäger und einige Angriffstransporter aus, die sich auf Kothlis zubewegten. Eine Rotte TIE-Jäger flog jedoch direkt auf ihn zu.
Verzweifelt durchsuchte er den Seesack, der neben ihm auf dem Co-Pilotensitz lag, nach dem Pad, das Bo Shek ihm am Vortag gegeben hatte. Ohne nachzudenken, gab er die Koordinaten in den Navigationscomputer ein und zog den HR-Hebel. Die TIEs waren weiter auf Abfangkurs. Sie wurden in wenigen Sekunden in Schussweite sein. Er markierte die TIE-Rotte als feindliche Schiffe. Nicht dass es ihm in einem Kampf irgendetwas genutzt hätte.

4 Sekunden bis zum Kontakt..
3..
2..
1..

Gerade als der Computer ihn durch ein rotes Blinken darauf aufmerksam machte, dass die vier imperialen Jäger in Feuerreichweite gekommen waren, verschwand sein Schiff in einer Pseudobewegung in den unendlichen Hyperraum.
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Javir
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Beitrag von Javir » Mittwoch 1. Dezember 2004, 22:52

Super Story, weiter so! Lässt sich bestens auf Papier während der Relistunde lesen! ;) :D
Mehr! Lese morgen "A trip to the Past" (jo, hab wieder Reli), dann hab ich wenigstens ein Gesamtbild. *gg*
Super geschrieben, wirklich.
Gezeichnet
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Beitrag von Tendris Risant » Samstag 18. Juni 2005, 20:09

3. Smuggler’s Run

Szene: Einen Tag später, ein namenloses System in der Nähe des Corporate Sectors

Tendris steuerte seinen kleinen Frachter durch das Asteroidenfeld. Er war nur knapp der imperialen Blockade im Kothlis-System entkommen und hatte blind die Koordinaten, die sein ehemaliger Mentor ihm gegeben hatte, in den Navigationscomputer eingegeben. Nach mehreren Zwischensprüngen hatte er schließlich das namenlose System im Wild Space erreicht, auf dem nach den Angaben auf dem Datapad ein geheimer Zufluchtsort der Schmuggler zu finden war. Er sendete den Transpondercode, den er dem Pad entnommen hatte und landete wenig später auf Skip 1, dem Hauptasteroiden.

Im Smuggler’s Run gab es zwei Arten von „Verbrecherbossen“: Die mächtigen und die weniger mächtigen. Hm, „ohnmächtigen“ wäre wahrscheinlich treffender. Die Mächtigen, zu denen unter anderem Loka Harm oder der berüchtigte `Phib Nandreeson zählten, hatten große Teile der Hauptasteroiden, Skip 1 bis 3, unter Kontrolle, oder besaßen gar, wie in Nandreesons Fall, einen oder mehrere eigene Asteroiden. Ja, wenn man Einfluss im Smuggler’s Run hatte, konnte das Leben trotz der rauen Umgebung ganz schön sein.
Nun ja, wenn man tägliche Schlammbäder als “ganz schön“ bezeichnen kann.
Hary Dwart jedenfalls gehörte zu der zweiten Gruppe von Verbrecherbossen; nun, er war wirklich ein „Verbrecherboss“, im wahrsten Sinne des Wortes, in Anführungszeichen. Und ein Säufer. Und ein Junkie. Und.. – wie auch immer. Jedenfalls war es Hary Dwart, dem Tendris zwei Tage nach seiner Ankunft im Run den ersten Auftrag abluchste.
Der Auftrag war in der Tat einfach – und stank wie die Pest. Eine Ladung Glotal-Ratten, frisch von der Heimatwelt der `Phibs importiert, sollten zu Nandreeson, genauer einem seiner Lakeien, nach Skip 72 gebracht werden. Tendris brauchte zwar drei volle Tage, um den Frachtraum vom Gestank und den anderen Hinterlassenschaften der Ratten, die bei den `Phibs wohl so etwas wie eine Delikatesse waren, zu befreien.

Unerwarteterweise hatte er nach seiner Ankunft einige Probleme mit mehreren betrunkenen Rodianern, die sich ebenfalls um den stinkigen Auftrag beworben hatten, doch mit ebenso unerwarteter Hilfe konnte Tendris sich aus der prekären Situation befreien.
Jedenfalls hatte er, nachdem er diesen extrem schwierigen Auftrag gemeistert hatte, das zweifelhafte Vergnügen, das Vertrauen von Dwart – nun ja, zumindest in einen lichten, nüchternen Momenten – gewonnen zu haben. Die nächste Zeit vertrieb er sich mit billigen Aufgaben von Dwart, bis er schließlich zu einem von Nandreesons `Phib-Schergen weitergereicht wurde.
Die Monate vergingen und langsam begann Tendris, sich im Run zu akklimatisieren. Bald wurde er einer von denen, die er vor einigen Jahren noch mit aller Härte verfolgt und oft auch zur Strecke gebracht hatte.

Szene: Ungefähr ein Jahr später, Skip 1, Smuggler’s Run

Zwar galt er nicht als der waghalsigste unter den Schmugglern, doch da er seine Aufträge immer fristgerecht erledigte, war es auch Tendris gelungen, innerhalb seiner Jahre als Gesetzloser eine ansehnliche Menge Geldes anzuhäufen. Einen Teil der „erwirtschafteten“ Credits hatte er in neue Modifikationen an seinem Schiff investiert, den Rest verwahrte er in einem Geheimfach auf Skip 1.

Doch sein Leben sollte sich radikal ändern, als ein stark modifiziertes Kuat Systems Engineering „Firespray“ Patrollienschiff im Smuggler’s Run eintraf. Sein Eigner, der beste Kopfgeldjäger der Galaxis, Boba Fett, hatte auf verschlungenen Wegen – keiner fragte, wie der Meisterjäger das bewerkstelligt hatte – die Position des Runs ermittelt und suchte hier offenkundig nach einem gewissen Han Solo. Tendris hatte bereits von Solo gehört: Er hatte die legendäre Verteidigung des Schmugglermondes Nar Shaddaa gegen die imperialen Streitkräfte organisiert und wurde deshalb steckbrieflich gesucht. Dass Fett wirklich Solo suchte, bezweifelten allerdings einige Bewohner des Runs, die ebenfalls einen saftigen Preis auf ihren Kopf hatten.

Tendris saß zusammen mit Cary Zhola, einer „Schmugglerkollegin“, am Tresen einer der vielen Spelunken auf Skip 1 und nippte an einem Glas Harko-Ale, dem Gebräu, das einige Schmuggler in Eigenregie auf Skip 43 herstellten, als der befürchtete Kopfgeldjäger das Etablisement betragt.
Sofort brach Panik aus. Die meisten der hier versammelten Schmuggler waren kleine Fische, wie Tendris selbst, und hatten von Fett nichts zu befürchten. Natürlich brachte auch niemand den Mut auf, sich Fett in den Weg zu stellen, weil das ungefähr einer offenen Konfrontation mit einem imperialen Sternzerstörer gleichkam: Überlebenschancen gleich null.
Fett hatte es offenbar auf Loka Harm, einen berüchtigten Verbrecherfürsten aus dem Corporate Sector, abgesehen. Risant kannte Harm: Als der noch bei der CSA gedient hatte, hatten sie oft Operationen gegen Harms Handlanger ausgeführt, ihn selbst hatten sie aber nie zu fassen bekommen. Aufgrund dessen hegte Tendris im Inneren einen Privaten Groll gegen Harm, also war es ihm recht, wenn Fett das Problem beseitigte – Tendris hatte sowieso nie Aufträge von Harm bekommen, da er oft für Harms Konkurrenten Nandreeson arbeitete. Es war allerdings nicht mehr als eine Ironie des Schicksals, das Harm und Tendris nun auf der selben Seite des Gesetzes standen – auf der „falschen“.
“Hey!“, erklang eine sanfte Stimme von rechts. Cary stubste ihn an. “Was ist los?“ Tendris schüttelte den Kopf und lächelte. Er deutete mit dem Zeigefinger auf die Nische, wo Fett und Harm miteinander beschäftigt waren. “Ein alter Bekannter.“ Mit einem Schluck leerte er sein Bierglas und legte einige Credits auf den Tisch. “A propos.. – ich finde, es wäre keine schlechte Zeit zu gehen.“, sagte er mit einem unmissverständlichen Nicken in Fetts Richtung. Cary nickte ebenfalls und setzte zu einer Antwortz an, als plötzlich die Lautsprecher, die überall in der Asteroidenbasis angebracht waren, zu knacken begannen.

“Achtung, unbekannte Schiffe im Anflug! Piloten der Staffel 1 zu ihren Schiffen!“ Tendris blickte zu Cary, die ebenfalls knapp nickte. Sie beide waren von der „Verwaltung“ des Runs der ersten Staffel zugeteilt worden. Die Selbstverteidigungsstaffeln setzten sich aus Schmugglern zusammen, die häufig im Run Unterschlupf suchten und sich mehr oder weniger freiweillig bereit erklärt hatten, im Notfall zur Verteidigung des Runs gegen Angreifer bereitzustehen. Bisher hatte sich nie jemand gegen die „freiwillige“ Einteilung gewehrt und es meist bitter bereut. Der Run war fast in der Hand von Nandreeson und seinen `Phibs, also war jeder Widerstand sowieso zwecklos.
“Wir sehen uns draußen.“ Sie hauchte ihm einen schnellen Kuss zu und rannte in Richtung ihres YT-Transporters, der in Hangar 3 untergebracht war. Tendris blickte ihr wehmütig nach und setzte sich in Bewegung.

Wenig später war er bei seinem Schiff, der “Fair Lady“, angekommen. Als er den Frachter vor über einem Jahr auf diesen Namen getauft hatte, hätte er sicher nicht gedacht, dass er ihn eines Tages mal einer Schmugglerin widmen würde. Er hatte Cary nach seinem ersten Auftrag im Run kennengelernt. Sie war es, die ihm bei seinem Willkommenstreffen mit dem rodianischen Schlägertrupp zur Seite gestanden hatte. Beim anschließenden Abendessen auf Tendris` Rechnung hatten sie erkannt, dass sie beide viel verband, nicht zuletzt, dass sie beide CSA-Flüchtlinge waren. Über die Monate hatten sie öfters zusammengearbeitet und sich kennen und schließlich lieben gelernt.
Ihre gesamte gemeinsame Geschichte ging ihm durch den Kopf, als er sein Schiff bereitmachte. Er machte ich zwar keine wirklichen Sorgen. Es hatte schon oft Alarme gegeben, die Kontrolle war aufgrund der brisanten Klientele des Smuggler’s Run verständlicherweise übervorsichtig. Allerdings beunruhigte ihn Fetts Auftauchen hier auf gewisse Weise schon. Schließlich hatte die CSA auch ein bescheidenes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Er schloss den letzten Check ab und aktivierte die Repulsoren, auf denen er aus dem Hangar schwebte, der in den harten Stein des Asteroiden geschlagen worden war. Kaum war er draußen, aktivierte Tendris den Sublicht-Antrieb und versuchte, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Sofort erkannte er die vertraute Peilung von Carys Schiff, der “Gracious Marauder“. Risant musste unwillkürlich lächeln, als er daran zurückdachte, wie sie den alten YT-900-Transporter gemeinsam ersteigert hatten.
Er lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf fünf rote – feindliche - Blips, die am Rand des Asteroidengürtels erschienen waren. Sofort lief ihm ein kalter Schauer den Rücken herunter; diese Identifikation hatte Tendris schon mehrere hundert Male gesehen. Die Schiffe verschleierten ihren IFF-Code, indem sie ihre Schilde auf eine ganz bestimmte Frequenz remodulierten. Diese Frequenz blinkte nun wie ein schlechtes Omen auf dem HUD.
Nach einer Schrecksekunde öffnete er einen Kanal zur Kontrolle. “`Fair Lady` an Kontrolle! Anflug abbrechen! Leiten Sie die Evakuierung ein… - das sind CSA-Schiffe!” Nach einer kurzen Pause antwortete die Kontrolle. “`Fair Lady`, das erscheint mir unwahrscheinlich. Wie würde die CSA hierher kommen, und, selbst wenn, woher sollten SIE das wissen?“, entgegnete eine barsche Männerstimme ungläubig. Tendris überlegte fieberhaft. Es war eine denkbar schlechte Gelegenheit, auf seine Arbeit bei der CSA zu sprechen zu kommen. Zwei Gedanken kreisten in seinem Kopf: Wie konnte er die Vernichtung des Runs aufhalten und wer konnte der CSA die Koordinaten verraten haben? Die fünf Blips kamen bedrohlich näher.
“`Fair Lady`, antworten Sie!“ Die barsche Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. Was sollte er tun? Er öffnete einen Kanal zu Carys Schiff. “Cary! Das sind CSA-Schiffe! Flieh!“, rief er in die Com-Einheit. Mit einigen Sekunden Verzögerung antwortete ihre weiche Stimme in ungläubigem Unterton: “Was sollten die hier? Woher weißt du das?“ „Das ist momentan unwichtig. Verschwinde von hier! Bitte!“ Er unterlegte seine Stimme mit einem flehentlichen Ton. Auf dem HUD beobachtete er, wie sich Carys Schiff langsam entfernte. “Ich…“, begann ihre Antwort, dann brach die Verbindung zusammen. Wenig später ertönte die Stimme ihres Co-Piloten, einem Lafra namens Thark. Auch er war ein CSA-Flüchtling und wurde wegen Betrugs gesucht. “Wir haben Probleme mit dem Com! Störfeld..“ Die Stimme des Nichtmenschen verschwand in statischem Rauschen.

Mittlerweile waren zwei der fünf Schiffe der ersten Welle von Schmugglerschiffen bedrohlich nahe gekommen. Tendris versuchte ein weiteres Mal, die Kontrolle zu erreichen. Nur Statik. Mit einigen Handgriffen aktivierte er die Schilde und fuhr die Waffen hoch, während er den Computer anwies, nach einer ganz bestimmten Frequenz zu suchen. Es gab unter jeder normal gebräuchlichen Frequenz eine Sub-, eine Ultrakurzwellenfrequenz, die für normale Kommunikation nicht genutzt wurde, eine Art `Echo` der normalen Frequenz. Er hoffte, dass die Störsysteme der CSA-Schiffe diese ungenutzten Frequenzen nicht mehr abdeckten.
Auf einem Nebenbildschirm beobachtete der junge Pilot fieberhaft, wie der Computer sämtliche Frequenzen durchging. Auf einmal bleib er bei einer Subfrequenz stehen. Die Worte „FREQUENCY ACCEPTED!“ leuchteten auf dem Monitor. Innerlich jubelnd wählte Tendris die genannte Frequenz aus und aktivierte die Com-Einheit auf Breitband. “Achtung, hier spricht die `Fair Lady`. An alle, die mich hören können: Die unbekannten Schiffe gehören zur CSA. Sie benutzen rekalibrierte Schilde, um einer Identifizierung zu entgehen. Evakuiert sofort den Run! Ich wiederhole, evakuiert…“ Er hielt erschrocken inne, als sein kleiner Frachter, den der Autopilot auf einem elliptischen Kurs von den CSA-Schiffen wegbrachte, durchgeschüttelt wurde. Laserbeschuss hatte die Heckschilde getroffen.
Tendris brach die Übertragung ab, deaktivierte den Autopiloten und warf einen Blick auf den Bildschirm. Hinter ihm war das vertraute Profil der “Gracious Marauder“ zu sehen – das ihn attackierte!

Er riss sein Schiff hart nach backbord und gab vollen Schub, um aus dem Schussbereich des YT zu kommen. Was bei Xendor tut Cary? Denkt sie, ich bin ein Verräter? Er dachte zurück an die verhängnisvolle Nacht, in der er ihr erzählt hatte, dass er für die CSA gearbeitet hatte. Zwar hatte er ihr nicht erzählt, in welcher Position, aber… Doch Tendris schob die Gedanken beiseite. Überleben hatte für den Moment oberste Priorität. Mit einem Knopfdruck aktivierte er seinen einzelnen AG-2G-Quadlaserturm, den er kürzlich eingebaut hatte, und schaltete ihn auf Automatikmodus.
Er flog eine enge Rolle und sah auf dem HUD, dass die CSA-Schiffe bald in Feuerreichweite der Asteroiden waren. Noch tat sich kaum etwas in den Hangars, nur vereinzelt verließen Schiffe die Skip-Asteroiden. Warum evakuieren die Idioten nicht?
Plötzlich piepste seine Com-Einheit. Er empfing einen Breitbandfunkspruch. “Hier spricht Commander Wensen vom CSA-Sicherheitschiff `Swift Reprise`. An alle Schmugglerelemente in diesem Sektor: Ergeben Sie sich! Sie stehen unter Arrest der Corporate Sector Authority!“
Risant zwang das Schiff nach unten und steuerte auf den Kreuzer zu, die die Nachricht abgesetzt hatte. Er ließ den Computer die Frequenz der Nachricht ermitteln und nahm an, dass die nach CSA-Standardprozedur wenige Minuten offen war, um die Kapitulationen der einzelnen Schmuggler entgegen zu nehmen.

“Gregg?“, rief Tendris ins Com. ”Was bei Arkan machst du hier?” Der junge Pilot hoffte, dass er zumindest an die freundschaftlichen Gefühle, die sie beide mal verbunden hatten, appellieren konnte. Das alte Com meldete sich durch ein Piepsen. “T?“, antwortete eine ernste menschliche Stimme, die Commander Gregg Wensen gehörte. “Das ist unmöglich! Du bist doch…“ Er stockte. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Wensen schien zu überlegen. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme finster und eisig. “Verschwinde.“ Tendris konnte den Protest von Greggs XO im Hintergrund hören. “Verschwinde, solange du noch kannst.“ Die Verbindung wurde unterbrochen, gerade als Tendris` Frachter die “Swift Reprise“, unter dem Kommando seines – ehemaligen – guten Freunds Gregg Wensen stand. Die “Gracious Marauder“ hatte er wohl abgehängt.
Hastig gab er dem Navigationscomputer ein Ziel. Er entfernte sich mit maximaler Geschwindigkeit von der Schlachtszene. Mittlerweile war das Chaos perfekt: Die fünf CSA-Schiffe – vier Korvetten und ein Kreuzer, eine halbe Kampfgruppe – hatten Jäger ausgesandt und mit dem Bombardement von Skip 1 begonnen. Überall flohen Schmugglerschiffe und folgen in einem Anflug von falschem Heldentum oder auch schierer Dummheit Kamikazeaktionen auf die CSA-Schiffe.
Die “Gracious Marauder“ war von den Sensoren verschwunden.
Ein Jahr lang hatte er Cary gehabt. Jetzt war er wieder alleine.

Here I go again, on my own..
Like a drifter I was born to walk alone..


Das Letzte, was Tendris sah, war, wie die "Slave One" im Hyperraum verschwand. Dann wurde auch er vom Blau verschluckt.
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Lightshade
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Beitrag von Lightshade » Montag 20. Juni 2005, 15:49

Nette Story, da fällt mir ein ich muss meine auch weiter schreiben *auf dummen Gedanken komm* :D
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Tendris Risant
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Soldier of Fortune - (III) A New Life

Beitrag von Tendris Risant » Montag 20. Juni 2005, 17:30

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(3) A New Life
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Ein Jahr vor der Schlacht von Yavin

1. Ammuud

Home, Sweet Home. Als sein Schiff aus dem Hyperraum fiel, fand er sich in einer bekannten Umgebung wieder. Kumasi, sein Heimatsystem. Seit seiner hastigen Flucht vor fast zwei Jahren war er nicht mehr hier gewesen. Und auch dieser Stopp würde nur ein kurzer sein. Tendris überlegte fieberhaft und wäge seine weiteren Schritte ab. Die Koordinatenreihe von Ammuud war die einzige, die ihm auf die Schnelle eingefallen war. Er hatte sie in den Navigationscomputer eingegeben und gehofft, der Computer könnte den Kurs schnell genug ausrechnen. Es hatte wohl gereicht. Gerade noch.
Tendris dachte über das eben Geschehene nach. Es war alles so schnell gegangen. Fett. Cary. Gregg. Gregg, der sich für ihn geopfert hatte, für eine alte Freundschaft. Gerade war er wohl auf dem Weg zu einem Schnellgericht der CSA. Lebenslanger Aufenthalt auf Star’s End, soviel stand wohl fest. Cary. Was war mit ihr losgewesen? Sie hatte auf ihn gefeuert, soviel war sicher. Wieso? Hielt sie ihn für einen Verräter? Wenn Cary seinen Notruf auf den Subfrequenzen nicht empfangen hatte, dann hatte es wohl auch keiner der anderen Schmuggler. Das hieß, er war ein Verräter. Er musste sich neu orientieren. Der Corporate Sector war viel zu gefährlich. Die “Swift Reprise“ hatte genug Zeit gehab, seine IFF-ID zu speichern. Zwar verfügte er über mehrere Tarn-IDs, doch die würden einer eingehenden Überprüfung durch die Space Force sicher nicht standhalten. Er als Überlebender würde sicher Ziel einer Rasterfahndung. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass die Jungs von der Space Force nicht gern verlieren.

Ein Piepsen riss ihn aus seinen Überlegungen. Annäherungsalarm. Ein Schiff war eben aus dem Hyperraum gekommen, ganz in seiner Nähe. Tendris erstarrte. Durch das Cockpitfenster konnte er die altbekannte bedrohliche Silhouette eines Linienschiffes erkennen. Auf dem HUD blickte die Identifikation des Schiffes: Shannador’s Revenge. Das Schiff spuckte Jäger aus.
Davith Trivan hatte ihn gefunden.

Hektisch ließ er den Navigationscomputer nach einem Versteck suchen, während er das Steuer herumriss. Die “Shannador’s Revenge“ war direkt vor ihm erschienen. Bald würde sie in Waffenreichweite kommen. Ein kurzer Blick auf das HUD sagte ihm, dass das Linienschiff bereits eine halbe Staffel Jäger gestartet hatte. Und alle waren auf dem Weg in seine Richtung.

Mit zwei Handgriffen aktivierte Tendris die beiden Geschütze und fuhr die Schilde hoch. Der Navigationscomputer arbeitete immer noch, als die Schilde zum ersten Mal getroffen wurden. 85 %. Sie waren noch nicht einmal ganz hochgefahren gewesen.
Er zwang den kastenförmigen Frachter in eine scharfe Kurve, aber er war sich im Klaren, dass er die viel manövrierfähigeren TIEs nicht abschütteln konnte. Er konnte nur offen, dass der Navigationscomputer endlich einen geeigneten Vektor ausspuckte. Hinter ihm nach die bedrohliche Silhouette des waffenstarrenden Schlachtschiffs Fahrt auf.

Als die Schilde ein weiteres Mal getroffen wurden, piepste der Navigationscomputer bestätigend. Er hatte den Vektor. Kalinda-System… - warum war er nicht früher darauf gekommen? Die CSA hatte erst vor kurzem eine neue Hyperraumroute vom Kumasi- ins Kalinda-System erschlossen; sie war nun eine geschäftige Handelsroute in und aus dem Corporate Sector. Ein schrilles Zirpen riss ihn aus seinen Gedanken. Ein TIE hatte ihn mit zwei Erschütterungsraketen erfasst.

Tendris fluchte innerlich. Zwar würden die Schilde diesen Angriff gerade noch überleben, aber nur ein Treffer konnte die gesamten Berechnungen durcheinander bringen. Das Zirpen wurde immer lauter und wich schließlich einem bedrohlichen durchgehenden Ton. Die Raketen waren unterwegs. Gerade, als das Schiff im Hyperraum verschwand, trafen sie in ihr Ziel.

2. Blue Horizon

Szene: 20 Minuten spatter, Austritt aus dem Hyperraum im Kalinda-System

Tendris atmete tief durch. Er wusste nicht, zum wievielten Mal er so knapp entkommen war. Diesmal war es allerdings wirklich SEHR knapp gewesen. Die beiden Raketentreffer hatten die Heckschilde ausgeschaltet und den Sublicht-Antrieb schwer beschädigt. Wären die alluvialen Dämpfer in dieser Sekunde ausgefallen, hätten diese Jäger mantellianischen Hackbraten aus ihm gemacht.
Er orientierte sich. Das Kalinda-System war ihm völlig fremd. Während er die Daten über das System aus dem Verzeichnis der Corellianischen Raumhandelsgilde heraussuchte, ließ er den Bordcomputer einen Schadensbericht erstellen. Er würde schnell handeln müssen, das wusste Risant. Die “Shannador’s Revenge“ würde nicht lange brauchen, um seinen Hyperraumvektor zu errechnen. Vermutlich war Davith Trivan bereits auf dem Weg hierher.
Zerstreut frage er sich, ob Teron Cret noch immer als Wissenschaftsoffizier Dienst auf der “Revenge“ tat. Neben Trivan und Darglon. Die ihn tot sehen wollten. Trivan aus Pflichterfüllung und Darglon aus persönlichem Hass.
Der Computer hatte den Schadensbericht beendet. Nach einer kurzen Durchsicht stöhnte Tendris hörbar. Das Schiff würde ohne Reperaturen einen weiteren Sprung wohl nicht überstehen. Bereits der letzte Sprung hatte die strukturelle Integrität über die Maßen belastet. Während auf einem Nebenmonitor die Daten über das Kalinda-System und dessen Primärwelt, Kirima, abliefen, steuerte Tendris seinen lädierten Ghtroc-Frachter in Richtung des nahegelegenen Asteroidenfelds des Systems. Hier bauten die königlichen Schiffswerfen von Kirima, die sich auf dem großen Mond des Planeten befanden, die Erze für den Schiffbau ab, so hieß es im Informationsartikel, den er nebenbei studierte. Das bedeutete wohl auch, dass er sich dort nicht besonders lange verstecken konnte. Dem Artikel entnahm er auch, dass Kirima sowohl über eine Zoll- und Patrollienflotte, als auch über eine Systemverteidigungs- und Tiefenraumverteidigungsflotte verfügte. Er staunte nicht schlecht, als er die spärlichen Daten zum Kirima-Militär durchging. Kirima war außerdem die Thronwelt eines kleinen Königreichs aus mehreren Systemen, das sich am Rand der CSA erstreckte. Offenbar stand die jetzige Regierung auch der CSA unter ihrem imperialistischen ExO, Bjos Shayan, nicht sonderlich freundlich gegenüber. Es hatte oft kleine Scharmützel zwischen den Patrollienflotten beider Mächte gegeben. Aufgrund der versammelten Systemverteidigungsflotte würde selbst Trivan wohl zögern, weiter in das System hineinzusteuern. Das hoffte Tendris zumindest.

Zuersteinmal musste er landen. Da das Kalinda-System sowohl außerhalb der Jurisdiktion des Imperiums als auch der der CSA lag, dürfte er hier keinerlei Probleme haben. Die Frage war jedoch, wie er die Beschädigungen an seinem Schiff erklären würde? Dass er vor der CSA geflohen war? Vielleicht würde der Status als politischer Flüchtling ihm einen Bonus einbringen, vielleicht würde sich Kirima aufgrund der angespannten politischen Lage auch entscheiden, ihn an die CSA auszuliefern.
Das Risiko konnte er natürlich unter keinen Umständen eingehen. Während Tendris das Schiff an den kleinen und größeren Asteroiden des eher schmächtigen Felds vorbeisteuerte, dachte er über sein weiteres Vorgehen nach. Er würde im Smuggler’s Net überprüfen, ob es in der Nähe einen Schattenhafen der Schmuggler gab. Vielleicht war die Nachricht seines vermeintlichen „Verrats“ noch nicht bis hierher durchgedrungen… - vielleicht aber doch.
Er grübelte weiter, als er mit einigen Handgriffen Kontakt zum Smuggler’s Net aufnahm und die gewünschten Informationen abfragte. Nach wenigen Sekunden zirpte der Computer.

“REQUESTED INFORMATION AVAILABLE – SHADOWPORT ´BLUE HORIZON´, 2nd PLANET, KALINDA-SYSTEM, RHIANNON”

Bingo! Blue Horizon. Noch nie davon gehört. Na ja, ein Versuch war es sicherlich wert – und was blieb ihm denn anderes übrig?
Er überprüfte auf der Systemkarte die Lage des Mondes und flog so lange wie möglich im Schatten der Asteroiden. Einige Klicks müsste er jedoch durch offenes All fliegen. Erneut rief Tendris die Daten zu Blue Horizon auf. Ein findiger Schmuggler hatte die aktuellen Patrollienkarten der Zollflotte als Anhang beigeheftet. Exzellent. Er passte seinen Kurs den Daten der Patrollienkarte an und warf ab und an einen kurzen Blick auf das HUD. Es blinkte.
Ein neues Schiff war ins System eingedrungen. Der Masse nach wohl die “Shannador’s Revenge“. Er hoffte, dass sie ihn nicht entdeckt hatte. Nur wenige Klicks trennten ihn von der dünnen, giftigen Atmosphäre des Planeten … Er sah, wie mehrere kleine Blips die “Revenge“ verließen, offenbar Scouts … Er war nun fast da … Jetzt erschienen weitere Blips, von Kirima, bzw. vom Mond des Planeten, her. Die Kalinda System Defence Force reagierte schnell.
Der junge Pilot konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er unter heftigem Ruckeln in die Atmosphäre des Planeten eintrat. Zum ersten Mal in zwei Jahren fand er die schnelle Reaktion der Zöllner und Systemwächter positiv. Ein weiterer Ruck ging durch das Schiff. Den Daten nach zu urteilen gab es hier gefährliche atmosphärische Stürme, die wie aus dem nichts auftauchten und ganze Schiffe zerreißen konnten. Man sollte sich an den auf der Karte verzeichneten vorgeschriebenen Pfad halten.
Genau diesem Pfad folgte er nun. Seine Sensoren waren völlig blind, er flog durch einen undurchdringlichen dicken, grünen Nebel.
Doch plötzlich lichtete sich der Nebel und die karge, größtenteils von Lavaseen bedeckte Oberfläche des Planeten wurde sichtbar. Direkt unter ihm erkannte Tendris eine Plattform, die auf den wenigen Inseln im Lavasee `festgemacht` war und auf ihr waren kleine, abgenutzt aussehnde Gebäude zu erkennen. Blue Horizon. Tendris sendete seinen Schmugglercode und folgte den Instruktionen der Kontrolle bis zu einem freien Landepad. Am Horizon konnte er blaue elektromagnetische Stürme sehen, die sich gegen eine aus dem riesigen Lavameer herausragende Gebirgswand entlunden. In diesem Moment der relativen Sicherheit glaubte er, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben.

Szene: Wenig später, Schattenhafen “Blue Horizon“, auf der Oberfläche von Rhiannon, Kalinda-System

Sein Schiff setzte mehr oder weniger sanft auf. Offenbar waren auch die Trägheitskompensatoren vom vergangenen Gefecht und der daraus resultierenden Flucht beschädigt worden. Gedankenverloren prüfte Tendris seine Finanzen, während der Andocktunnel bereitgemacht wurde. Es war nicht viel; das Meiste war bei der Modifikation seines Schiffes draufgegangen. Die 2000 Vortex-Credits, mit denen er aus dem Corporate Sector geflohen war, hatte er immer noch. Dazu 5 543 imperiale Credits in Chits. Ein Großteil seines `Vermögens` hatte er auf Skip 1 in seinem „Appartement“, wie die dreckigen Wohnkammern dort euphemistisch genannt wurden, gelassen, in einem Geheimfach verstaut. Zerstreut überlegte er, wie sein Quartier wohl aussehen würde. War die hässliche bonadanische Statue noch ganz? Dieses Erinnerungsstück von eher zweifelhafter Qualität – die Bonandaner waren eher für ihre Industrie als ihre Handwerkskunst bekannt – hatte er bei einer Konfrontation mit Piraten „akquiriert“.
Als der Andockvorgang abgeschlossen war überprüfte Tendris die Ladung seines Blasters, ließ die Credit-Chits in der Innentasche seiner Jacke verschwinden und verriegelte das Schiff per Schließcode. Durch den modularen Andocktunnel gelangte er in die kleine Landebucht. Und er wurde erwartet.

Eine Ansammlung von Söldnern verschiedenster Spezies wartete dort, vor dem Zugang zum Schmugglerhafen und verperrte ihm den Weg. Alle waren mit Blastergewehren, Karabinern oder auch moderneren Versionen von Projektilgewehren bewaffnet – und alle trugen sie die Insignien der `Crimson Soldiers`, einer der gefürchtesten Söldnereinheiten in diesem Teil der Galaxis. Tendris verwand eine kostbare Sekunde seines Lebens darauf, ganz überflüssigerweise seine Chancen abzuschätzen. 1 zu 10. Schlecht zu gut bewaffnet. Selbstmöderisch.
Aus der Mitte der Söldner, die ihn alle grimmig und mit erhobenen Waffen musterten, trat ein menschlicher Mann, leicht ergraute Haare, kräftig gebaut. Das selbstgefällige Lächeln des Mannes kannte Tendris zu gut. Es war schlicht unmöglich.

“Loka Harm. Ich dachte, Boba Fett entkommt man nicht.“

Harms Lächeln würde nur noch breiter. “Das ist mein Geheimnis… - Lieutenant Commander.“

Tendris versuchte, das selbstgefällige Lächeln des Verbrecherkönigs so gut wie möglich zu imitieren, um seine eigene Überraschung zu verbergen. Es misslang. “Das ist lange her, Harm. Wir haben alle eine bewegte Vergangenheit.“

Allzu lange wohl nicht.“
Das Lächeln verschwand. “Wir wurden verraten.“ Effektpause. “Und es sieht so aus, als hätte ich den Verräter vor mir.“

“Ich habe versucht, euch zu warnen.“, entgegnete der junge Flüchtling so ruhig wie möglich. Panik war das letzte, was er jetzt gebrauchen könnte. Dennoch spürte er, wie sich seine Kehle zuschnürte und ein kalter Schauer seinen Rücken herunter lief.

“Die CSA hat dich passieren lassen.“ Harm ließ nicht lcoker.

Tendris hob und senkte die Schultern, in einem zum Scheitern verdammten Versuch, Gleichgültigkeit zu zeigen. Man sah ihm die Angst von fast an. “Ein glücklicher Zufall.“

“Namens Gregg Wensen?“, schoss der ältere Mann zurück.

Der jüngere hob die Brauen, entschloss sich aber, nichts zu sagen, es wäre sowieso sinnlos gewesen.

“Komm mit.“ Es war keine Aufforderung, sondern ein Befehl. Tendris folgte.

Wenig später saßen sie in einer der zwei Spelunken auf Blue Horizon. Diese hieß ’Crazy Mynock’ und um dem Namen alle Ehre zu machen, war ein riesiger ausgestopfter Mynock über dem Eingang angebracht worden. Das Licht in der Kneipe war gedämpft und auch der grauenvolle Geruch erinnerte Tendris stark an Mynocks. Loka Harm saß mit seinem `Gast` in einer Nische, Harms Söldner hatten sich auf die umliegenden Tische verteilt.

“Ich weiß, dass du uns nicht verraten hast, Junge.“, gab Harm zu. “Cary war es.“ Der jüngere Mann zuckte zusammen und musterte sein Gegenüber in einer Mischung aus Zorn und Ungläubigkeit. “Das – ist unmöglich!“, brachte er heraus. Harm betrachtete ihn forschend. “Offenbar nicht. Nachdem sie dich nicht erwischt hatte landete sie ihr Schiff auf einem Linienschiff, der `Shannador’s Revenge` der später zur CSA-Gruppe stieß, um die `Aufräumarbeiten`zu überwachen. Eine Ironie des Schicksals. Du hast einmal auf dem Schiff gedient, das nun ausgesandt wurde, um dich zu töten.“ Harm genehmigte sich einen Schlick corellianischen Whisky, den er sich hatte bringen lassen. Wyhren’s Reserve, wie Tendris erkannte. Auf ein Angebot von Harm hin ließ er sich ebenfalls ein Glas einschenken.
“Meine Leute haben deine Nachricht empfangen. Ich habe umgehend die anderen informiert, aber es war zu spät. Wir konnten gerade noch das Nötigste evakuieren. Es sind nur wenige entkommen.“ Wieder machte Harm eine Pause, um an seinem Glas zu nippen und forderte auch Tendris auf, einen Schluck zu nehmen. “Ich habe deine Akte bei der CSA eingesehen. Gregg Wensen ist ein ehrbarer Mann. Er hat dich gehen lassen.“, schloss er. Tendris nahm einen tiefen Schluck aus dem Whisky-Glas und bestätigte Harms Vermutung mit einem Nicken. “Ja.. ja. Er wird wohl so enden, wie ich hätte enden sollen.“
Loka Harm bedachte ihn mit einem fast väterlichen Blick. “Ich habe mich entschlossen, dir zu helfen. Du bekommst eine neue Identität, womit du ein neues Leben anfangen kannst. Weit weg vom Corporate Sector.“ Der ältere Mann pausierte wieder. “Natürlich kannst du auch in meiner Organisation anfangen. Einen wie dich … kann ich brauchen.“
Tendris aber schüttelte den Kopf. “Ich will das alles hinter mir lassen.“ Harm lächelte wieder. “Das kann ich gut verstehen, Junge. Also gut – du bist ab jetzt Castin Shawn, 25 Jahre alt, Bürger von Kirima, deine Eltern starben beide bei einem Shuttleabsturz. Außerdem hast du dich bei der örtlichen Polizei, dem Royal Mounted Police Corps, beworben… wohnen wirst du in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung, 34 King Elsymar Street, Valram, einem Vorort Verena Citys.“ Harm schob ein Pad und einen Chip über den Tisch zu Tendris hinüber. “Hier sind 400 000 imperiale Credits, von denen du einen neuen Transporter kaufen kannst, wenn du von hier weg möchtest. Aarine Maclund hat einen Fuhrpark in den Außenbereichen von Verena City. Rede mit ihr, sie wird sich erwarten. Fragen?“
Der jüngere Mann blickte seinem älteren Gegenüber, den er bis vor einer halben Stunde für einen der übelsten Verbrecherkönige des Corporate Sectors gehalten hatte, in die Augen. “Warum tun Sie das?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. “Ich fühlte mich … schuldig. Du hast mich vor der CSA gerettet – indirekt. Du musstest erfahren, dass deine Freundin eine Spionin der CSA ist. Du hattest es nicht leicht.“ Er zwinkerte. “Ich werde auf meine alten Tage noch sentimental.“
Tendris brachte ein halbes Lächeln zustande. “Versprechen Sie mir etwas, Harm… wenn Sie etwas von Gregg Wensen oder Cary hören..,“ Harm lächelte offen. “… melde ich mich.“ Er erhob sich. “Hol deine Sachen. Huxley wird dich zum Planeten bringen. Uns les dir eine Vergangenheit durch.“ Er deutete auf das Pad in Risants Händen. Dieser nickte und wandte sich zum Gehen. Er blickte sich noch einmal um und lächelte schüchtern. “Danke.“

Loka Harm sah dem jungen Tendris Risant nach, als eine leicht gebückt gehende Figur in einer dunklen Kutte, die ihr Gesicht verdeckte, neben ihn trat. Mit einem Nicken grüßte Harm abwesend. “Wir sollten ihn beobachten.“ Die dunkel berobte Figur nickte zustimmend. “Er könnte uns nützlich sein.“
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Tendris Risant » Donnerstag 23. Juni 2005, 13:36

3. Kirima

Szene: Zwei Stunden später, Verena City Starport, Kirima

Huxley war ein schlecht gelaunter, schlecht rasierter, schlecht riechender Mensch, der einen uralten zweisitzigen Y-Wings flog, an dessen Seite in großen Lettern HUXLEY’S PRIVATE TRANSPORTS gepinselt war. Aber er war ein guter Pilot. Auf dem kurzen Flug vom Schattenhafen zum Planeten wich er mehreren Patrollien des Zolls und den TIEs der “Shannador’s Revenge“ aus, die am Rand des Systems wartete, offenbar von den kalindanischen Sicherheitskräften dort hin verbannt.
Der Flug dauerte knapp eineinhalb Stunden. Huxley setzte Tendris – Castin Shawn – auf dem Raumhafen von Verena City ab, einer der größten Städte des Planeten. Die Passkontrolle und der Zoll machten ihm keine Probleme. Mit Blick auf seinen Ausweis und die darin gespeicherten Daten fragte der freundlich blickende Zöllner: “Na, Mr. Shawn, wieder im Lande?“ „Aye, nur ein Kurztripp zu Freunden auf Cadomai.“, antwortete Risant/Shawn und nahm seinen Seesack vom Sicherheitsband. “Nichts zu verzollen.“ Der Zöllner nickte freundlich und winkte in weiter. “Gute Heimfahrt.“ Freundliche Zöllner … ist ja wie im Paradies. Tendris/Castin dankte und verließ das Flugterminal, in Richtung des Airbus-Terminals, das sich auf der anderen Seite des großen Vorplatzes befand. Glückerweise hatte Harm ihn mit einem Stadtplan von Verena City versorgt, den er auf dem Flug gut studiert hatte. Er nahm den Bus 4 bis zur Harald Yarin Road und ging die letzten dreihundert Meter zu Fuß.
Tendris hatte keine Probleme, das Haus zu finden. Es sah etwas heruntergekommen aus, wie die Gegend im Allgemeinen, aber er konnte sich nicht beklagen. Um ihn herum waren hauptsächlich Mietskasernen und Hochhäuser zu finden, viel Kontakt mit neugierigen Nachbarn würde er nicht haben. Gut. Noch immer überlegte er, ob Harm trotz aller Freundlichkeit nicht doch etwas im Schilde führte. Er fragte sich immer wieder, welchen Nutzen er daraus ziehen konnte, dass er Tendris in so großzügiger Weise half. Er kam jedoch auf einen grünen Zweig, als der die Tür zu seiner Wohnung entriegelte.

Die Wohnung war angemessen möbliert und er hatte, wie er aus der „Willkommensnachricht“, die er in der Küche fand, erfuhr, ein altes Mobquet X3 Speeder Bike, das unten in einer der Großraumgaragen stand. Harm hatte wirklich an alles gedacht. Wie hatte er das alles nur so schnell organisiert?
Tendris warf seinen Seesack auf einen Sessel und streckte sich auf der neu wirkenden Formcouch aus, schaltete den alten 2D-Empfänger an und lauschte mit halbem Ohr den Nachrichten, die von einer wirklich attraktiven Nachrichtensprecherin vorgetragen wurden. Dachte an Cary, die wohl gerade auf der “Revenge“ mit Darglon und Trivan zusammen saß und überlegte, wie sie ihn, Tendris Risant, am Besten fangen könnten.. Zerstreut fragte er sich ein weiteres Mal, ob Cret noch immer auf der “Revenge“ Dienst tat, oder ob er auch das einzig Richtige getan hatte, nämlich zu desertieren. Er nahm an, dass der Ryn wegen des Shuttlediebstahls auf Ammuud ziemlichen Ärger bekommen hatte. Für einen Moment spürte Tendris so etwas wie Reue in Anbetracht der Tatsache, dass er seinem alten Freund Probleme bereitet hatte. Doch dann dachte er an seinen anderen guten Freund, der nun – ebenfalls dank ihm – wahrscheinlich in Star’s End sein Leben fristen wird.
Auf einmal verspürte er ein Gefühl, dass er lange nicht mehr gefühlt hatte.

Einsamkeit.

Obwohl es nicht mal 24 Stunden her war, dass Cary ihn verraten und verlassen hatte, spürte er die grauenhafte Einsamkeit, die sich wie ein Schwert durch sein Herz schnitt.
Er musste dieses Leben hinter sich lassen. Morgen würde er bei der örtlichen Polizeidienststelle vorsprechen.
Mit diesem Gedanken schlief er ein.

Szene: Ein Jahr später, auf dem Expressway Verena City – Boras, Kirima

560 000 Kapecas! Castin seufzte. Die Wohnungspreise in Boras waren wirklich gesalzen. Natürlich hätte er das mit seinem Gehalt als Polizeianwärter nie bezahlen können. Aber Hela und er hatten zusammengelegt, ihre beiden kleinen Appartements verkauft und waren auf 612 043,43 Kapecas gekommen. Er war froh, dass er Hela getroffen hatte. Sein Leben verlief endlich wieder in geordneten Bahnen. Er war nicht länger Tendris Risant, Flüchtling der CSA. Er war Castin Shawn, Kleinbürger in Verena City, Polizeianwärter beim RKMPC, geworden. Es gab nur noch wenige Dinge, die ihn mit seinem `alten` Leben verbanden. Einen Datenchip, den er stets bei sich trug. Ein Konto mit 400 000 imperialen Credits, umgerechnet 800 000 Kapecas, der Währung Kirimas, ausgestellt auf seinen Namen. Er hatte nicht darauf zurückgegriffen.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte ein paar gute Freunde, er verstand sich gut mit den meisten. Obwohl Verena City die drittgrößte Stadt des Planeten war, kannte er als Polizist im Vorort Valram, wo er bis vor kurzem gewohnt hatte, die meisten Leute, zumindest vom Sehen. Castin war der freundliche Polizist von nebenan, der alten Herren über die Straße half und jungen Damen galant den Mantel ausbreitete. Sein altes Ich war gestorben. Vor über zwei Monaten hatte er es in den Nachrichten aufgeschnappt. Er konnte sich genau daran erinnern.
Es war ein verregneter Frühsommertag. Am Abend wollte er Hela treffen, sie ausführen in die Stadt. Ins Flarestar, einem feinen Restaurant im Zentrum. Er hatte lange auf diesen Augenblick gewartet. Er hatte sich jede Woche einen bestimmten Prozentsatz seines Gehaltes zur Seite gelegt, um Hela endlich einladen zu können.
Doch zuvor hatte Castin ferngesehen. Nachrichten, mit Celia Harosan. Schön wieder immer. Er schmunzelte. Unter den Nachrichten des Tages jedoch war etwas Unerwartetes:

“Gestern Abend gegen 23:43 Uhr Standardzeit hat eine Sonderheit der Corporate Sector Authority in der Nähe von Craci den Frachter `Fair Lady` aufgebracht und zerstört. Die `Fair Lady` war das Schiff des CSA-Deserteurs und Schmugglers Tendris Risant, nach dem die Sondereinheit unter der Leitung von Commodore Davith Trivan lange fahndete. Laut CSA-Quellen war Risant ein wichtiger Partner des Verbrecherfürsten Loka Harm gewesen, der einen Großteil der Unterwelt im Corporate Sector und Umgebung beherrschte. Sie sehen Kalinda News Wire, jetzt zu den Nachrichten…“

Sie hatten auch ein Bild gezeigt. Der Mann hatte braune Haare, grüne Augen. Castin lächelte. Der Mann auf dem Holofoto hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit ihm. Er hatte sich, bevor er bei der Polizei angefangen hatte, die Haare dunkelblond gefärbt. Außerdem hatte er sich des Kinnbartes entledigt, den der Mann auf dem Holofoto noch trug. Seine Augen waren nun blau. Die neue Frisur verlieh seinem Gesicht ein ganz anderes Aussehen. Endlich war es vorbei.
Er hatte den 2D-Fernseher ausgeschaltet und war mit seinem neuen Lapo-Gleiter, Modell „Commander“, zu Hela gefahren und sie waren ins Flarestar gegangen. Er hatte sie gefragt, ob sie mit ihm zusammenziehen wollte. Umziehen, nach Boras, an die Küste.
Castin und Hela waren vor vier Monaten dort gewesen, in Boras. Da kannten sie sich bereits zwei Monate. Castin hatte Hela an dem Tag kennengelernt, an dem er bei der Polizei anfing. Er war mit einem seiner zukünftigen Kollegen, Carth Molin, in ein Café in Valram gegangen. Dort hatte sie gesessen. Hellbraune Haare, grün-braune, intelligente Augen. Er hatte sich wohl sofort in sie verliebt.
Wenige Wochen später waren sie zusammen. Carth, den er von seinen Kollegen am Besten kannte, seine Freundin Marta, Castin und Hela hatten oft gemeinsam etwas unternommen.
Wie auch die Reise nach Boras. Boras lag 400 Kilometer südöstlich von Verena City, in den Schären von Yarmtland. Sie hatten stundenlange Spaziergänge an den kilometerlangen Sandstränden unternommen, Hela und er. Es war perfekt gewesen.
Und an diesem Abend im Flarestar hatte er Hela gefragt, ob sie mit ihm nach Boras ziehen wollte. Carth und Marta waren bereits dort hingezogen, nachdem Carth kurz nach ihrer Rückkehr zum Kriminalassistenten befördert und damit versetzt wurde. Carth hatte bereits zwei Jahre vor Castin angefangen und war immer eine Art Aufbauhelfer gewesen. Er war es, der Castin in den Alltag eines Polizisten eingeführt hatte.
Hela war sofort Feuer und Flamme gewesen. Sie arbeitete im größten Kaufhaus von Verena City, dem Verena Mega Store, als Abteilungsleiterin, eine Tätigkeit, auf die sie, wie sie sagte, gerne verzichten könnte.
So war es gekommen, dass er am nächsten Tag den Versetzungsantrag gestellt hatte. Hela und er waren zu einem Makler gegangen und hatten ihre Appartements zum Verkauf angeboten. Zusammen hatten sie genug Geld, um ein bescheidenes Haus an der Küste, etwas außerhalb von Boras, zu kaufen. Auch der Versetzungsbefehl war bewilligt worden. In einer Woche würde er wieder mit Carth Molin Dienst tun.

Er hatte Carth und Marta bereits angerufen. Carth hatte versprochen, Hela vom Bahnhof abzuholen. Sie war bereits vor einigen Stunden mit dem Yarmtland Express, der die Strecke Verena – Boras in einer knappen Stunde bewältigte, abgefahren. Angekommen war sie jedoch noch nicht: Irgendwo hinter Ostra, also auf halber Strecke, bleib der Zug stehen, offenbar gab es Probleme mit der Elektronik. Hela hatte kein PersoLink, ihr erschein das überflüssig; Castin hatte es von Carth gehört, der sich vor einer halben Stunde bei ihm gemeldet hatte.
Nun saß Castin in einem Lapo „Commander“, von oben bis unten vollgestopft mit ihren persönlichen Sachen, auf dem Weg nach Boras. Er war vor einer halben Stunde losgefahren und hatte einen kurzen Halt in Maestra eingelegt. In 45 Minuten würde er sein Ziel erreichen, früher als Hela. Er würde zuerst zum Makler fahren, um die Codeschlüssel abzuholen und dann den Gleiter ausladen. Im Anschluss würde er Carth und Hela vom Bahnhof abholen.
Sein Leben war in Ordnung.

Szene: Ein weiteres Jahr später, Boras, Kirima

Sie ist tot. Die Wahrheit traf ihn wie ein elektrischer Schock ungeahnten Ausmaßes. Er wusste es schon seit einem Monat. Trotzdem konnte er es noch immer nicht glauben. Erinnerungen waren hochgeschwappt, von seinem Leben, das vor zwei Jahren endete. Von seinem Leben außerhalb von Kirima.
Von Cary. Von Gregg. Von Teron. Von Loka Harm. Von Davith Trivan und Garwin Darglon. Freunde, Weggefährten, Wiedersacher.
Die Trauer hatte ihn überwältigt. Nach zwei Jahren war er wieder alleine. Tendris Risant stand am Grab seiner zukünftigen Frau, Hela Servas. Es wäre perfekt geworden. Er hätte es verhindern können.

Shannador’s Revenge.

Die ultimative Ironie des Schicksals., dachte er bitter. Shannador, der Gott des Donners, des Schicksals und des Zorns in irgendeiner primitiven Religion der Ureinwohner eines Planeten nahe des Corporate Sectors. Er strafte all diejenigen, die sich von ihm abwandten. Tendris hatte es irgendwann einmal nachgelesen.

Hela, seine zukünftige Frau. Erschossen von einem einfachen Bankräuber. Das Schicksal, Shannador, rächt sich.
Und er selbst hatte sich nicht einmal rächen können. Im Schusswechsel mit der Polizei hatte der Mörder nicht nur Hela und einen Polizisten erschossen, sondern hatte, nachdem Carth, der als ranghöchster Beamter vor Ort das Kommando hatte, ihn angeschossen hatte, die Waffe auf sich selbst gerichtet, als ultimativen Akt der Feigheit.
Die Götter, welche es auch immer sein mögen, lachen über mich., dachte Tendris verbittert. Er legte den roten Kranz nieder auf das Grab seiner zukünftigen Frau und richtete das Band. Hier kann ich nicht bleiben., dachte er immer wieder. Ich habe versucht, vor meinem Schicksal zu fliehen und es hat mich immer wieder eingeholt. Es wird Zeit, dass ich mich ihm stelle.
Hela hatte nach ihrem gemeinsamen Umzug nach Boras eine Anstellung im mittleren Management der örtlichen Filiale der Ammuud Reserve Bank erhalten. Er selbst war als Kriminalassistent dem kürzlich erneut beförderten Kriminalinspektor Carth Molin zur Seite gestellt worden. Gemeinsam hatten sie mehr oder weniger erfolgreich die Verbrecher von Boras gejagt. Bis zu dieser verhängnisvollen und schicksalsreichen Nacht in der Bankfiliale. Die Bank von Ammuud, seines Heimatplaneten. Eine weitere Ironie des verdammten Schicksals. Es holt mich ein., dachte er immer wieder. Das `Schicksal` war für ihn natürlich nur eine gute Ausrede, sein eigenes Versagen zu kaschieren. Tief in seinem Inneren wusste er, er hätte es verhindern können – wäre er nur schneller gewesen. ich muss hier weg.

Und er verschwand auch, über Nacht. Das Haus vermachte er Carth und Marta, die sich immer schon ein Haus am Meer gewünscht hatten und zur Zeit in einem Appartment im Zentrum der Stadt wohnten. Seine übrigen Kapecas stiftete er dem Witwen- und Waisenfonds der Polizei. Mit Hilfe des Geldes, das er von Harm als Sicherheit erhalten hatte, kaufte er sich in Verena City einen Raumjäger. Als Polizeibeamter ihrer Majestät stand ihm die Akquisition eines bewaffneten Raumjägers glücklicherweise zu. Es war ein Incom A-24 Sleuth – eigentlich kein richtiger Raumjäger, eher ein Scout. Mit genügend Platz zum Schlafen, aber ausreichender Bewaffnung. Genau das Richtige für das, was er im Sinn hatte.
Zuletzt geändert von Tendris Risant am Donnerstag 21. Mai 2009, 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
Sir Tendris Risant, Fleet Admiral (ret.), KP

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Spitt Haffner
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Beitrag von Spitt Haffner » Donnerstag 23. Juni 2005, 13:51

Wunnbar, ich will mehr :D
Gezeichnet,<br><br><img src='http://hometown.aol.de/LordofChaos73/NR ... enN/04.gif' border='0' alt='user posted image'><br><br><b>Spitt Haffner</b>, <i>General a.D.</i><br><br>+ Commander in Chief New Republic Starfighter Corps<br>+ Member of the General Staff New Republic Starfighter Corps<br>+ Command Air Group of the New Republic Starfighter Corps, MCC 80B <i>Destiny</i>

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Beitrag von Lightshade » Donnerstag 23. Juni 2005, 15:39

Yay! Mehr! :D

Liest sich sehr gut.
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Soldier of Fortune - (IV) Wandering the Galaxy

Beitrag von Tendris Risant » Montag 18. Juli 2005, 23:48

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(4) Wandering The Galaxy
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Ungefähr ein Jahr nach der Schlacht von Yavin

1. Schmuggler’s Run

Szene: Einige Stunden später, Austritt aus dem Hyperraum

Tendris wusste, was er tat. Er musste sich der Vergangenheit stellen. Vor ihm lag das namenlose System, in dem sich früher einmal der Smuggler’s Run befunden hatte. Er hatte Gerüchte gehört, nachdem Nandreeson bereits ein weiteres der unzähligen unkarthographieren Systeme im Tingel Arm als Basis nutze – ein weiterer Smuggler’s Run. Tendris steuerte den Sleuth durch das Asteroidenfeld und versuchte, aus dem Kopf die Koordinaten zu rekonstruieren, wo sich Skip 1 befunden hatte. Nach einigem Suchen erkannte er die unverwechselbare Form des großen Asteroiden, wenngleich sich der Asteroid selbst stark verändert hatte. Überall waren Einschusslöcher und Bombenkrater zu sehen, die ohne hin schon verkraterte Oberfläche schien nun noch fremdartiger auszusehen. Hangar 3, wo Carys Schiff immer geankert hatte, war eingestürzt. Hangar 2 war von Wracks verstopft und unpassierbar. Bei Hangar 1 jedoch hatte er Glück. Die meisten Schiffe aus Hangar 1 waren wohl mit der ersten Welle herausgeflogen und der Hangar hatte kein strategisches Ziel mehr dargestellt.
Er flog den Sleuth ganz langsam in den Hangar ein und landete auf seinem alten Platz. Den Vakuumanzug legte er an, nachdem er die Ladung seines Blasters, einer schweren MerrSonn Power3, geprüft hatte. Er öffnete die Kanzel und griff nach dem Blasterkarabiner, den er sich zuvor auf Kirima erworben hatte. Es war ein ähnliches Modell, wie das, das die CSA immer nutzte.
Tendris verließ das Cockpit, versiegelte die Kanzel wieder und nahm den Karabiner in die Hand. Er vergewisserte sich, dass sein Vakuumbackpack richtig saß und aktivierte die Lampe am Karabiner. Zuerst leuchtete er den Hangar ab, konnte aber nichts Besonderes erkennen. Er schlug den Weg nach rechts ein, in Richtung seines alten Quartiers. Den Karabiner hatte er stets bereit und leuchte den Gang vor ihm ab. Es könnte ja durchaus sein, dass sich der eine oder andere Mynock in die Gänge verirrt hatte.

Er musste einige Umwege gehen und etwas klettern – oft waren Stollen eingestürzt oder nur schwer zugänglich -, bis er schließlich vor der Tür seines alten Quartiers stand. Die Tür war halb geöffnet und er brauchte einige Anstrengung, um sie so weit aufzustemmen, dass er im Vakuumanzug durchpasste. Den Rucksack schnallte er ab, um nicht zu viel Platz zu verbrauchen.
Dann stand er in seinem alten „Appartement“. Viele Gegenstände fehlten. Einige waren zu Bruch gegangen, aber die bonadanische Götterstatue stand noch. Sofort packte er sie in den Rucksack. Er sah sich um und packte das ein, was ihm mitnehmenswert erschien und ging dann zur westlichen Wand und klopfte gegen den Fels. Die Markierung war etwas verblasst, aber für den, der weiß, wo er suchen muss, noch erkennbar. Tendris ging zwei Schritte nach rechts und stellte den Rucksack auf den Boden, befühlte den Stein. Tendris sah, dass das Bett, das früher hier gestanden hatte. Das enge, ungemütliche Ein-Personen-Bett. Wer würde so etwas klauen? Die Erinnerung ließ ihn laut auflachen. Für einen Moment wusste er nicht, ob er sich zu Tode lachen oder in Tränen ausbrechen sollte.
Er befühlte weiter die Felswand, bis er einen kleinen Spalt entdeckte. Er griff hinein und drückte dagegen. Die Bodenplatte löste sich und schwang nach rechts. Darunter kam ein Codetäfelchen zum Vorschein. Das Geheimversteck hatte er rein zufällig bei einer Inspektion des Zimmers entdeckt. Es war offenbar vom Vorbesitzer eingebaut worden, hatte aber nichts Wertvolles enthalten. 30 Jahre alte Flimsiplasts und andere Dokumente. Aber ein Notizbuch hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Ein echtes, unbeschriebenes Buch, schön eingebunden, mit echten Seiten. Er hatte es aufgehoben.
Als er sich schließlich entschlossen hatte, das Fach ebenfalls zu nutzen, hatte er dieses Codeschloss installiert, das er auf Garqi gekauft hatte. Tendris gab nun den 24-stelligen Code ein, die einzige Zahlenfolge, die er sich genau merken konnte – die Koordinaten seiner Heimatwelt. Mit einem Zischen öffnete sich das Fach und die im Inneren gespeicherte Luft entwich ins Vakuum. Er nahm den Inhalt des Faches heraus: Das besagte Buch, ein Holoalbum von Cary und ihm, einen Datachip – dort war sein restliches Vermögen gespeichert. Weitere persönliche Dinge, Holoalben, Erinnerungen. All das legte er vorsichtig in den Vakuumrucksack. Danach entnahm er dem Rucksack einige Gegenstände, Erinnerungen an seine Zeit auf Kirima. Hologramme von Carth, Marta und Hela. Sein Polizeiausweis. Er ließ sie im Fach verschwinden und verschloss es wieder ordnungsgemäß.

Eines Tages würde er zurückkommen, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sir Tendris Risant, Fleet Admiral (ret.), KP

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