Eine sinnlose Geste

[Gast]

Ein einzelner Mondstrahl fiel durch den wolkenverhangenen nächtlichen Himmel und beleuchtete einen kleinen Teil einer mehrstöckigen Ruine. Der Regen prasselte in stetigem Rhythmus auf die schon großen Pfützen auf dem Straßenpflaster. Kleine Rinnsale liefen von den Resten der Dächer, welche noch standen. Eines davon rannte unbeirrt über die schmutzige Uniform eines jungen Soldaten, welcher sich im zweiten Stock einer Ruine an eine Mauer presste. Obwohl es nachts in den letzten Tagen stark abkühlte und der Regen sein Übriges dazu beitrug, bildete sich Schweiß auf der Stirn des Private. Irgendwo dort draußen tönte die großspurige Stimme eines imperialen Scharfschützen: "Hey, wo seid ihr denn? Ihr seid mehrere, ich bin nur einer! Kommt raus!" Stille… Dann, ein Schuß. Jemand schrie. Der junge Soldat erkannte an der Stimme des Getroffenen einen Kameraden. Wieder die Stimme des Scharfschützen: "Auf Mon Cal haben sie mich für verrückt erklärt! Aber auf Coruscant machten sie mich zum Offizier!" Schrilles, wahnsinniges Gelächter.

Der Soldat biss die Zähne zusammen und sog schwer atmend die Luft ein. Er musste zu dem Verletzten durchkommen, koste es, was es wolle. Ohne seine Hilfe als Sanitäter war der Mann wahrscheinlich nicht zu retten. Er gab einem anderen Teamkameraden neben sich ein Zeichen und lief ins halb eingestürzte Treppenhaus der Ruine. Am Ausgang blieb er stehen und lauschte auf den Platz davor. Aus dem Funkverkehr seiner Einheit wusste er, dass der Lieutenant eine Schusswunde am Oberkörper hatte und mit einem anderen Private hinter einer Mauer auf der anderen Seite des Platzes in Deckung lag. Ein metallisches Klicken war zu hören, so, wie wenn eine neue Energieladung in ein Gewehr geschoben wurde. Doch der Private konnte nicht erkennen woher es kam… "HEY, WO SEID IHR DENN?!"

Es war kein guter Zeitpunkt, den Platz jetzt überqueren zu wollen, doch es würde nie einen besseren geben. Der junge Soldat schloss kurz die Augen. Als er sie ein paar Herzschläge später wieder öffnete, rannte er so schnell er konnte los. Sein Ziel war die niedrige Mauer, hinter der ein Mitglied seiner Einheit seine Hilfe brauchte. Dazwischen lagen hundert Meter Angst und Schrecken, die es zu überwinden galt. Ein Schuss war zu hören und er zischte haarscharf an dem Kopf des jungen Soldaten vorbei. Er hätte ihn vermutlich getroffen, wäre er nicht über einen hoch stehenden Pflasterstein gestolpert und gestrauchelt. So schnell der Sanitäter konnte, rappelte er sich auf und sprang über die kleine Mauer, welche als leidlicher Schutz diente.

Der Lieutenant lag auf dem Rücken, nach Luft schnappend und mit den Armen rudernd. Ein anderer, ebenso junger Soldat, kniete neben dem Offizier und versuchte ihn zu beruhigen und seine Arme festzuhalten. Beide schauten den Neuankömmling mit einem Funken Hoffnung in den Augen an. Der Sanitäter verschaffte sich einen Überblick über die Lage. Schusswunde in der rechten Brust. Die inneren Blutungen waren zu stark, zu viele Organe verletzt und funktionsunfähig gemacht worden. Der Offizier würde es nicht schaffen. Er sah ihm in die Augen und darin die Hoffnung, die seine Ankunft geweckt hatte. "Beruhigen sie sich, Sir. Wir kriegen sie schon wieder hin. Aber halten sie bitte still." Mechanisch öffnete er sein Med-Pack und nahm die Not-OP-Ausrüstung heraus. Eine sinnlose Geste. Der Offizier hörte seine Worte und sah, wie er die Ausrüstung auspackte. Fast augenblicklich beruhigte er sich und atmete leichter und flacher. Auch der Private, welcher neben ihm kniete, wirkte zuversichtlicher. Noch während der Sanitäter den Medscanner über den Lieutenant hielt, hörte dieser auf zu atmen. Sein Herz hörte auf zu schlagen, während sein Blut jedoch weiterhin seine Uniform durchnässte und langsam auch seine Lungen füllte.

Der junge Private streckte seine freie Hand aus und schloss dem Lieutenant sanft die Augen. Wieder eine Geste, wieder mechanisch, wieder sinnlos. Während er seine Ausrüstung neben dem anderen Private wieder einpackte hörte er das dumpfe Geräusch des nun leblosen Körpers des Scharfschützen, welcher aus einiger Höhe auf dem Boden aufschlug. Selbst dies schien ihm nun nur noch eine sinnlose Geste zu sein.

[Darrek]

Sehr gute Story. Gut geschrieben, lässt sich wirklich flüssig lesen. :super:

[Gast]

Toll gemacht!

[Bleni]

Echt Gut geschrieben :super: :super:

[Ronx Bonebreaker]

Super Story.. wen auch klein aber trotzdem Gänsehauteffekt. Würde mich freuen wen du trotzdem fortsetzt