goldener Käfig

Geschichten über Spieler- und Nichtspieler-Charaktere des VSWR-Universums
Antworten
Gast

Beitrag von Gast » Mittwoch 25. Januar 2006, 01:45

Unschlüssig blickte sie in den Spiegel des großzügig eingerichteten Badezimmers und konnte sich nicht so recht mit dem, was sie sah, anfreunden.
Das blonde lange Haar reichte ihr bis zur Hüfte, der eins kurze Pony war nun mit gewachsen. Sie glaubte sich zu erinnern, dass ihre Augen einst eisblau waren. Doch nun waren diese tiefblau. Aus irgendeinem Grund veränderte sich die Farbe nach ihrer emotionalen Stimmung.
Der Teint war makellos, aber sie meinte sich an Narben und kleinen Fältchen in ihrem Gesicht zu erinnern. Aber ihre Erinnerungen waren verblasst. Ein Unfall hieß es.

Um sie herum schwirrten mehrere Bedienstete, die für ihr Wohlbefinden sorgten. Eine von denen kämmte gerade ihr Haar. Eine andere zupfte das neue Gewand zu Recht.
Dieser ganze Aufwand nur für ein kleines Abendessen in ihren Räumen. Das große und luxuriöse Bad war nur ein kleiner Teil davon. Des Weiteren zählten noch ein nicht weniger großes Schlafzimmer, ein noch größeres Wohnzimmer und ein überdachter Garten zu ihren Gemächern.

Räume, die sie seit diesem Unfall nicht verlassen hatte. Zu ihrer eigenen Sicherheit, sagt man. Um ihren Gesundheitszustand zu überwachen, sagt man.
Aber sie sehnt sich nach etwas, dessen Worte ihr fehlen. Bezeichnungen, die nicht mehr vorhanden sind. Worte ohne Bedeutungen nahmen ihren Platz ein und ließen eine Leere zurück.

„Countessa Falleris? Fühlt Ihr euch nicht wohl? Sollen wir den Arzt rufen?“

„Nein, es ist nichts. Nur die Leere in meinen Erinnerungen.“

Selbst ihre eigene Stimme kam ihr fremd vor. Sogar ihr eigener Name rief keine Erinnerungen wach. Wer war sie?
Leichtfüßig betrat sie ihren Garten. Überall war es grün und viele Blumen blühten, nur ein paar kleine Singvögel erfüllten die malerische Stille. Es beruhigte sie, die Natur machte sie geduldig. Geduldig wofür? Bis sie endlich wieder aus ihren Räumen raus kann? Bis sie ihre Erinnerung wieder gefunden hat? Was war jenseits dieser Wände, die sie schützen sollten? Nicht zum ersten Male, fragte Falleris sich diese Fragen.

„Countessa, warum spielt ihr nicht auf der Harfe? Ihr habt das alte Instrument doch immer geliebt. Ihr wart schon vor dem Unfall so eine gute Spielerin.“
Die weibliche Stimme gehörte zu Fara. Eine von denen, die ständig um sie herum waren. Sie merkte sofort, wenn die junge Frau von Sehnsucht oder Ungeduld ergriffen wurde und sorgte immer unverzüglich dafür, dass sie auf andere Gedanken kam. Aber Falleris kann sich nicht daran erinnern vorher schon mal eine Harfe gespielt zu haben. Sie vermutete es zumindest, da sie sehr schnell gelernt hatte sie wieder zu spielen, dennoch waren ihr die Lieder und Melodien fremd, obwohl es angeblich ihre Lieblingslieder waren.

„Bald werden eure Gäste hier sein. Sie werden sich bestimmt freuen, wenn ihr wieder für sie spielt und singt.“, durchbrach Fara erneut ihre Gedanken.
Falleris ignorierte sie.

Was war ihre Berufung? Singen und tanzen sicherlich nicht. Aber ihre Freunde schienen es so zu sehen. Wenn sie überhaupt ihre Freunde waren. Auch sie kamen ihr nicht bekannt vor. Aber es war immer noch besser als nichts zu tun in diesem goldenen Käfig.

Benutzeravatar
Catherina Valmont
Beiträge:247
Registriert:Donnerstag 30. Dezember 2004, 15:11

Beitrag von Catherina Valmont » Mittwoch 25. Januar 2006, 21:19

Sehr gute Story, und obwohl ich sie ja schon testlesen durfte, muss ich das auch noch mal hier zu Sprache bringen. ;) Schön und ausführlich beschrieben, ich freue mich schon auf eine Fortsetzung. ^_^
gez.
Flight Cadet Catherina Valmont

Charakter-Theme: Vangelis - Conquest Of Paradise

Gast

Beitrag von Gast » Dienstag 31. Januar 2006, 22:18

„War das nicht ein schöner Abend, Countessa? Die Musik, der Tanz. Das Essen, die Freunde um euch herum…“mitten im Satz stockte Fara. „Was habt ihr?“
Besorgt blickte Fara auf ihre Falleris, die ihr in den vergangenen Monaten sehr ans Herz gewachsen war. Diese blickte verloren ins Nichts. Sie saß einfach nur da und starrte hinaus in ihren Garten.
„Versucht ihr euch wieder an das zu erinnern, was vor dem Unfall war?“, vorsichtig und sanft klang Faras Stimme. Sie wusste nur zu gut, wie sehr ihrer Freundin, das quälte.
Aber Fara hatte zumindest eins erreicht: Falleris reagierte wieder. Traurig blickte sie hoch und sah ihr in die Augen.
„Warum ist mir alles nur so fremd, obwohl es mir vertraut sein sollte? Trügt mich das bisschen Erinnerung, die ich noch habe, wenn ich mich selbst im Spiegel nicht wieder erkenne?“
„Nun, dass ihr euch im Spiegel nicht richtig wieder erkennt, könnte daran liegen, dass nach eurem Unfall euer Gesicht arg entstellt gewesen war, so dass man es mit Hilfe der modernsten Technik korrigiert hat. Bedauerlicherweise arbeitete der Arzt nach einem älteren Bild von euch. Und nun seht ihr nur ein wenig verändert aus. Doch auf euch muss es sehr verwirrend wirken, meine Liebe.“
Schon wieder der Unfall… schon wieder etwas, was damit begründet wurde.
„Fara, wann kann ich hier raus. Was ist da draußen? Was geht außerhalb von diesen Wänden vor sich? Hier sind ja noch nicht einmal Fenster!“
„Meine Liebe, ohne Erinnerung ist es draußen…“
„zu gefährlich für euch, ihr seid hier zu eurem eigenen Schutz.“, vollendete Falleris den Satz.
„Ach Fara, hast du eine Ahnung, wie oft ich diese Worte schon gehört habe?“ Genervt stand sie auf und ging aus ihrem Wohnzimmer in den Garten. Dort zog sie die zierlichen Sandalen aus und ging barfuss über die sorgfältig angelegten Steinwege. Sie ignorierte Fara, die hinter ihr her rief, dass es doch schon spät sei und sie sich schonen solle. Stattdessen ging sie weiter über den Rasen. Es war ihr immer noch ein Rätsel, ob er nun echt oder künstlich war. Aber was machte es schon für einen Unterschied ob echt oder schein. Genauso wie ihr Leben hier Realität oder Illusion sein konnte.
Sie brauchte nicht weit gehen um zu ihrem Lieblingsplatz zu kommen. Die Konstruktion am Ende ihres bescheidenen Gartens, war eine Art Hängematte aus feinem aber festem Stoff, darüber wurde mit einem Projektor ein Sternenhimmel an die Wand geworfen.
Als sie das erste Mal die Sterne gesehen hatte, riefen sie in ihre eine Sehnsucht wach. Falleris hörte Schritte, doch sie reagierte nicht darauf. Irgendetwas rief in ihr eine Vorsicht wach, sich aufzurichten und der Gefahr ins Auge zu blicken. Aber sie ignorierte es. Etwas anderes in ihr warnte sie davor, diese Verhaltensweise aufzugreifen. Vielleicht wieder?
„Na wie geht es meiner hübschen Perle?“, brummte eine tiefe Stimme neben ihr. Sie wusste inzwischen zu wem sie gehört.
„Onkel Leon, wann darf ich hier raus?“, Falleris klang zum Teil wie ein Teenager, der es nicht erwarten konnte auf seine erste Party gehen zu dürfen, obwohl sie noch zu jung wäre.
Onkel Leon lächelte gequält. Sie sah auf den hoch gewachsenen, aber dicken Mann, welcher an seinem Schnauzer zupfte.
„Aber, aber, kleine Perle. Verlässt eine Perle seine Muschel? Nein, liebste Nichte. Noch darfst du nicht raus, du bist noch nicht soweit!“, seine Stimme war fürsorglich und sanft. Falleris mochte es nicht, wenn er sie wie ein Kind behandelte. Aber da war noch etwas anderes in seinem Verhalten, was sie nicht zuordnen konnte. Wie auch, es fehlten ihr die entsprechenden Erinnerungen.
„Nicht bevor du nicht deine Inf…“ begann er unwirsch, unterbrach sich aber schnell und fuhr sanft fort, „… ich meine deine Erinnerungen wieder hast.“
Falleris wusste nicht, was sie von ihrem Onkel halten sollte. Er war eigentlich immer freundlich und zuvorkommend zu ihr, aber manchmal verhielt er sich seltsam. Sie entschied sich für einen weiteren Vorstoß.
„Aber wenn ich mehr sehen würde, könnte ich mich schneller erinnern und dir nicht mehr zur Last fallen, Onkel.“
„NEIN“, entfuhr ihm scharf. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie jetzt nicht weiterfragen sollte, oder er würde ihr eine Ohrfeige verpassen. Er zwang sich zu einem Lächeln und sah der erschrockenen Falleris in die Augen.
„Herzchen, hab Geduld mit dir selbst. Du fällst mir doch nicht zur Last. Ich habe gerne meine Lieblingsnichte um mich herum.“ Er strich ihr sanft die Wange.
„Du hast alle Zeit des Universums, Kleines“ er wandte sich um und murmelte etwas in seinen langen Schnauzbart. Sie sah im hinterher als er ihre Zimmer verließ.

„Fara?“
„Ja, Mistress? Wie kann ich helfen?“
Fara war sofort zur Stelle, wenn Falleris nach ihr rief.
„Was geht hier wirklich vor? Warum verhält er sich so seltsam?“
Fara schien zu überlegen, denn sie war sehr still.
Falleris schmunzelte.
„Ach Fara, warum wirkst du nur so verdammt menschlich? Ich vergesse stets dass du nur eine Droidin bist“
„Das liegt daran, dass ihr noch immer nicht über eure gesamten Erinnerungen verfügt. So dass euch die Unterschiede nicht so gravierend auffallen.“ Wieder schwiegen beide. Falleris musterte sie. Von Kopf bis Fuß war sie silbern, warum vergaß sie das nur so leicht? Vielleicht der fehlende Umgang mit anderen Droiden oder anderen Lebewesen?
Fara sah sich um.
„Mistress, könnt ihr mir eins versprechen?“
Falleris blickte sie an. War da ein Hauch von Verzweiflung in ihrer Tonlage?
„Wenn jemals euer Drang nach Freiheit siegen wird, lasst mich nicht zurück! Lasst mich mit euch kommen.“

Falleris senkte den Kopf und nickte schließlich.
„Was sollte ich ohne dich machen?“
Wenn sich die Miene eines Droiden aufhellen kann, dann war es gerade geschehen. Fara blickte sich einmal kurz um.
„Wann immer ihr die Möglichkeit habt, ich werde dann bereits Ausrüstung für euch parat haben“
„Danke, Fara. Was auch immer hier vor sich geht, aber ich hoffe ich muss nicht warten bis es zu spät ist.“

Tendris Risant
Beiträge:535
Registriert:Dienstag 4. März 2003, 02:04
Kontaktdaten:

Beitrag von Tendris Risant » Mittwoch 1. Februar 2006, 23:57

Schön, hier mal wieder was zu lesen. :)

Macht neugierig auf mehr.
Sir Tendris Risant, Fleet Admiral (ret.), KP

+ Oberster Ratsherr von Ammuud - Mor Glayyd
+ Gouverneur der Bank von Ammuud
+ ehemaliger Chief of Naval Operations, Director of Naval Intelligence und Verteidigungsminister der Neuen Republik

Character Theme: "Whitesnake - Soldier Of Fortune (unplugged)"

Antworten